2017-04-26 09:18:00

Papst an Innovations-Konferenz: Niemand ist eine Insel!


Das Papstvideo auf der TED-Plattform - auch mit deutschen Untertiteln

„Guten Abend – oder guten Morgen, ich bin nicht sicher, wie spät es bei Ihnen ist”. Papst Franziskus sprach in dieser Nacht – europäischer Zeit – mit Vancouver, im Westen Kanadas. Dort findet noch bis zum 28. April die TED-Konferenz unter dem Titel „The Future You“ statt. Begonnen als Innovations-Konferenz ist TED mittlerweile zu einer Plattform geworden, wo neue Ideen vorgestellt und debattiert werden. Auch der Vatikan war bereits Gastgeber, nun sprach der Papst selber dort – per Video.

„Ich mag den Titel ‚The Future You’, weil er uns einlädt, auf die Zukunft schauend schon heute den Dialog zu beginnen und weil er uns einlädt durch ein ‚du’ auf diese Zukunft zu schauen. Die Zukunft besteht aus Begegnungen, weil das Leben durch Beziehungen mit anderen fließt.“ Seine Lebenserfahrung lehre ihn, dass Leben nicht einfach so vergehe, sondern aus Wechselbeziehungen bestehe, so der Papst.

Auf die Zukunft schauen

Siebzehn Minuten dauerte die Botschaft des Papstes, länger als die Beiträge bei den TED Konferenzen normalerweise dauern. Und er lenkte das Augenmerk gleich auf die Menschen, die ihm selber besonders am Herzen liegen und über die er immer wieder spricht: Migranten, junge Menschen ohne Arbeit, Insassen von Gefängnissen. Er selber sei in eine Familie von Migranten geboren worden, erzählt er, „ich hätte auch unter den heute ‚weggeworfenen’ Menschen enden können, und deswegen frage ich mich immer wieder, warum trifft es sie und nicht mich?“

Niemand sei eine Insel, wiederholte der Papst, deswegen wünsche er sich, dass die Konferenz daran erinnere, dass es keine Zukunft ohne den Anderen gebe. Das Gleiche gelte auch für Glück, das könne es nur in Beziehung zu anderen geben.

Wissenschaft und Inklusion gemeinsam

„Und das bringt mich zu meiner zweiten Botschaft“, schloss der Papst an. „Wie wunderbar wäre es, wenn das Wachstum von wissenschaftlicher und technischer Innovation Hand in Hand gehen würde mit mehr Gleichheit und sozialer Inklusion. Wie wunderbar wäre es, wenn wir während wir ferne Planeten entdecken, gleichzeitig die Bedürfnisse unserer Geschwister sehen, die um uns herum kreisen.“ Solidarität sei nicht auf Sozialarbeit zu reduzieren, führte der Papst diesen Gedanken weiter, sie solle die Grundhaltung in allem politischen, ökonomischen und wissenschaftlichen Handeln werden. „Solidarität ist aber kein Automatismus. Sie kann nicht programmiert oder kontrolliert werden. Sie ist eine freie Antwort, aus dem Herzen eines jeden heraus. Ja, eine freie Antwort.“

Der Papst lobte die Kreativität, welche durch die TED-Konferenzen zusammen gebracht würden, ‚gut gemeint’ sei nicht genug, es brauche diese Kreativität, um die guten Intentionen wirklich werden zu lassen. Um seine eigene Haltung zu verdeutlichen, erzählte er sein Lieblingsgleichnis aus der Schrift: die Geschichte vom guten Samariter sei die Geschichte der Menschheit heute. „Es gibt so viel zu tun, und wir müssen es gemeinsam tun“, lautete der Appell des Papstes in seiner Videobotschaft.

„Wir müssen es gemeinsam tun"

Das Stichwort dazu sei ‚Hoffnung’, was nicht das Gleiche sei wie Optimismus, Hoffnung beginne mit einem einzelnen Individuum, „und dann ist da ein zweites ‚du’, und noch ein ‚du’, und es wird zu einem ‚wir’. Beginnt die Hoffnung also mit dem ‚wir’? Nein, sie beginnt mit einem ‚du’. Wenn da ein ‚wir’ ist, dann beginnt eine Revolution.”

Diese Revolution, von der Papst Franziskus bereits in seinem Schreiben Evangelii Gaudium ausführlich sprach, sei eine „Revolution der Zärtlichkeit“, also „Liebe, die nahe kommt und wirklich wird.“ Zärtlichkeit bedeute, die Augen zu benutzen und die Kinder, die Armen zu sehen und die, die vor der Zukunft Angst hätten. Sie bedeute, auf „den stillen Schrei unseres gemeinsamen Hauses“ zu hören, der kranken und verschmutzten Erde.

Eines ist dem Papst besonders wichtig: „Zärtlichkeit ist nicht Schwäche, sie ist Stärke.“ Macht sei wie Gin Trinken auf nüchternen Magen, zitierte er ein argentinisches Sprichwort, Macht mache trunken. Je mehr man habe, desto demütiger müsse man werden, sonst ende man damit, sich und andere zu verletzen.

Die Zukunft der Menschheit liegt nicht ausschließlich in der Hand der Politiker und der Mächtigen”, schloss der Papst seine Botschaft. „Die Zukunft liegt vor allem in den Händen von Menschen, welche den anderen als ein ‚du’ erkennen und sich selber als ein Teil eines ‚wir’. Wir alle brauchen einander.“

(rv 26.04.2017 ord)

 








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