2017-04-14 17:56:00

Papst beim Kreuzweg: „Niemals sich des Kreuzes Jesu schämen“


Es ist einer der stimmungsvollen Momente der Osterfeierlichkeiten in Rom: Der traditionelle Kreuzweg mit dem Papst. Im Schein tausender Kerzen und Fackeln betete Franziskus am Freitagabend am römischen Kolosseum die Kreuzwegandacht in 14 Stationen am antiken Amphitheater der Ewigen Stadt. Tausende von Pilgern aus aller Welt nahmen teil, Passanten und Touristen gesellten sich hinzu.

Scham und Hoffnung: Der Papst sprach wie gewohnt zum Abschluss ein längeres Gebet, das vor allem um diese beiden Worte kreiste. 

„Christus, einziger Erlöser, wir wenden uns in diesem Jahr dir zu mit niedergeschlagenen Augen, voller Scham aber mit dem Herzen voll Hoffnung“, betete der Papst. „Scham der vielen Bilder der Zerstörung wegen, die in unserem Leben so normal geworden sind. Scham wegen all des unschuldigen Blutes, das tagtäglich vergossen wird, das Blut von Frauen, Kindern, Migranten und von Menschen, die verfolgt werden wegen ihrer Hautfarbe, wegen ihrer ethnischen oder sozialen Zugehörigkeit oder wegen ihres Glaubens an dich.“ Der Papst zählte viele weitere Weisen auf, in denen „wir wie Judas und Petrus dich verraten und verkauft haben.“

Schweigen vor der Ungerechtigkeit, der Gleichgültigkeit, des fehlenden Einsatzes für andere, der Angst. Ausdrücklich beklagte der Papst auch die Schande, wenn Bischöfe, Priester und Ordensleute den Leib Christi verletzt haben, der die Kirche ist.

Die Herzen seien neben all der Scham aber auch voller vertrauensvoller Hoffnung, griff der Papst in seinem Gebet den zweiten Begriff auf, Hoffnung, „dass du uns nicht behandelst, wie wir es verdienen, sondern nach der Fülle deiner Barmherzigkeit.“ Gottes mütterliches und väterliches Herz vergesse den Menschen nie, so der Papst. Auch an Hoffnungen zählte er viele in seinem Beten auf.

Zum Abschluss hielt der Papst kurz Fürbitte: Dass Jesus Christus die Opfer von Gewalt, Gleichgültigkeit und Krieg nicht vergesse, dass er die Fesseln des Egoismus zerschneide, dass er Sünde und Schuld vergebe. „Christus, wir bitten dich uns zu lehren, uns niemals deines Kreuzes zu schämen, es nicht zu instrumentalisieren, sondern es zu ehren und anzubeten, denn durch dieses Kreuz zeigst du uns die Größe unserer Sünden, die Weite deiner Liebe, die Ungerechtigkeit unserer Urteile und die Macht deiner Barmherzigkeit. Amen“

Während der Andacht trugen Gläubige unter anderem aus Ägypten, Portugal und Kolumbien das schlichte Holzkreuz, das immer bei dieser Via Crucis zum Einsatz kommt, aus dem Innern des Kolosseum hinauf auf den Palatin-Hügel zum Papst.

Die Kreuzweg-Meditationen unter dem Titel „Die Liebe Gottes erreicht im Kreuz ihr volles Maß“ stammten in diesem Jahr aus weiblicher Feder. Sie wurden von der französischen Theologin und Ratzinger-Preisträgerin Anne-Marie Pelletier verfasst, die darin das Leid der heutigen Flüchtlinge und Kriegsopfer, aber auch der wegen ihrer Religion oder ethnischen Zugehörigkeit verfolgten Menschen hervorhob.

Weiträumig war das Gelände am Ort der „Via Crucis“ rund um das Kolosseum bereits am Morgen abgesperrt worden. Die Zugänge wurden nach Öffnung am späten Nachmittag streng bewacht.

(rv/kap 14.04.2017 ord/ap)








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