2017-03-31 14:29:00

Indien: Hindufundamentalismus auf dem Vormarsch


In Indien haben die jüngsten regionalen Wahlen eines deutlich gemacht: Die Hindufundamentalisten sind auf dem Vormarsch. In wichtigen Bundesstaaten wie Uttar Pradesh hat die Hindupartei BJP, der auch Ministerpräsident Narendra Modi angehört, einen deutlichen Sieg eingefahren. Dabei waren Modi und seine Partei im Vorfeld der Wahl heftiger Kritik ausgesetzt, unter anderem für die recht überstürzt angeordnete und umstrittene Währungsreform. Warum hat sich die Kritik nicht in einem schlechteren Abschneiden der Partei niedergeschlagen? Das haben wir Bettina Leibfritz gefragt, sie ist Länderreferentin für Indien beim katholischen Hilfswerk Missio.

„Unsere indischen Partner sagen uns, dass die Leute der Parteien überdrüssig waren. In diesen Bundesstaaten hatte die Kongresspartei ziemlich lang regiert, so dass die eigentlich für einen Wandel gewählt haben. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die BJP sehr starke Propaganda macht und von Tür zu Tür geht, um die Hindu-Stimmen zu bekommen und dass sozusagen fast alle Hindus oder sehr viele Hindus für diese Partei gestimmt haben. Muslime und Christen haben eher unterschiedliche Parteien gewählt, so dass keine starke Gegenmacht zustande kam.“

Es sei vielleicht auch ein Vernetzungsproblem der religiösen Minderheiten, dass diese nicht geschlossener aufgetreten seien, meint Leibfritz: erst seit kurzem bildeten sich Allianzen der verschiedensten Gruppen, die für ein säkulares Indien und für die Demokratie kämpfen. Diese Gruppen, bei denen Christen, Muslime und moderate Hindus zusammen arbeiten, müssten sich jedoch erst neu zusammenraufen, um schlagkräftig zu werden. Zeit dafür ist es, meint die Missio-Expertin:

„Seit Modi an der Macht ist – er wurde vor knapp drei Jahren gewählt - hat sich die Situation der religiösen Minderheiten in Indien stark verschlechtert. Es gibt immer mehr gewalttätige Übergriffe, Repressionen, politische Aktionen gegen die Rechte der Minderheiten, bis hin zu Mord und Totschlag.“

Und mit der großen Zustimmung, die Modi und seine Partei in der mehrheitlich hinduistischen  Bevölkerung erfahren haben, wird sich das auch in absehbarer Zukunft nicht ändern, meint Leibfritz. Mehr noch, das gute Abschneiden bei den Regionalwahlen könnte auch bereits einen Ausblick auf die nationalen Parlamentswahlen geben, die im Jahr 2019 anstehen:

„Unsere Partner in Indien sagen recht pessimistisch, dass im Moment alles dafür spricht, dass Modi wieder gewählt wird. Seine Partei und alles, was damit verbunden ist, gewinnt immer mehr an Macht und ist im Aufwind. Man muss auch sagen, die RSS, also die hindu-nationale Kader-Organisation, die hinter der Partei steht und aus der auch Modi kommt, infiltriert im Moment alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens von Universitäten bis hin zu Schulen. Sie sind überall sehr aktiv und damit erfolgreich.“

Missio sei es vor allem wichtig, in Deutschland darüber zu informieren, was hinter Modi und seiner nach außen hin moderaten Regierung stehe. Leibfritz selbst stehe in ständigem Austausch mit den Projektpartnern im Land, und auch diesen sei es ein Anliegen, so die Missio-Referentin, „dass wir bekannt machen, wie es wirklich ist und die Stimmen aus Indien, die Stimmen unserer christlichen Partner hier laut werden lassen.“

(rv 31.03.2017 cs)








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