2017-03-24 12:51:00

D: Diskussion über Laien und Kirchenasyl


Kardinal Reinhard Marx hat Experimente mit neuen Formen der Gemeindeleitung in seinem Erzbistum München und Freising verteidigt. Es sei nicht richtig zu warten, bis alle Begriffe geklärt und alle Bischöfe in Deutschland sich auf einen gemeinsamen Weg verständigt hätten, sagte Marx am Donnerstag in Bamberg. Dafür habe man nicht die nötige Zeit. Anlass seiner Äußerungen war die Frühjahrs-Vollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz. Die bayerischen Bischöfe hätten sich bei ihrem am Donnerstag beendeten Treffen darüber ausgetauscht und Unterschiede in der Vorgehensweise sowie bei der Geschwindigkeit der Umsetzungen festgestellt.

Marx hatte am Montag ein Pilotprojekt seines Erzbistums vorgestellt, bei dem künftig an ausgewählten Standorten unterschiedliche Leitungsmodelle mit Teams unter stärkerer Einbeziehung Ehrenamtlicher erprobt werden sollen. Der Priester solle mehr als „geistlicher Leiter“ gesehen werden und „weniger als der, der sagt, welche Ziegel aufs Dach kommen“. Der Münchner Kardinal sagte, ihm sei es wichtig, positiv an die Aufgabe heranzugehen und dabei nicht nur zu schauen, was alles nicht mehr gehe. Letztlich müsse aber jeder Bischof für seine Diözese selbst entscheiden, was der richtige Weg sei.

Die bayerischen Bischöfe haben in den vergangenen beiden Tagen außerdem beschlossen, Forschung über das Alter dauerhaft finanziell zu fördern. Für den Start des Kompetenzzentrums „Zukunft Alter“ der Katholischen Stiftungsfachhochschule München stellten sie 250.000 Euro zur Verfügung. In den nächsten Jahren solle das Zentrum eine Regelförderung von mindestens 350.000 Euro aus dem Gemeinschaftsfonds der Bistümer erhalten.

Nach mehreren bekanntgewordenen Ermittlungsverfahren in Bayern gegen Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren, pochen die Bischöfe zudem auf die Einhaltung der vereinbarten Regeln. „Wir gehen davon aus, dass die vor zwei Jahren mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge getroffene Vereinbarung wieder gültig ist“, sagt Marx. Kirchenasyle müssten mit dem Katholischen Büro in München abgesprochen und bei den Behörden gemeldet werden, betonte Marx. Nach Rechtsauffassung der Kirche handle es sich daher nicht um ein „illegales Untertauchen“. Derzeit seien etwa 150 bis 200 Asylbewerber in der Obhut der katholischen und evangelischen Kirche.

„Lebe ich im Bund mit Gott?"

„Franziskus betreibt keine Abkehr von der Tradition der Kirche, sondern eine Vertiefung dessen, was Jesus und die Propheten lehren. Nein, dieser Papst predigt kein anspruchsloses Christentum, er predigt die Vollendung in der Liebe“, erklärte Marx mit Bezug auf die anhaltende Debatte um das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ Der Kardinal erinnerte daran, dass die Heilige Schrift keine Ansammlung von Vorschriften sei. „Es geht nicht darum, lebensferne Normen zu erfüllen, sondern darum, jeden Tag zu fragen: Lebe ich im Bund mit Gott?“ Eine zentrale Bedeutung komme dabei dem Gewissen zu. Marx warnte davor, „Gesetze vor Gott aufzurichten und sie zur eigenen Selbstbehauptung vor Gott zu benutzen.“ Die Gesetze der Kirche seien vielmehr als eine Einladung zu verstehen, die Liebe zu leben, das eigene Leben im Sinne von Jesus zu formen.

(kna 23.03.2017 gbs) 








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