2017-03-18 13:32:00

Josef Mayr-Nusser: „Nur eine Entscheidung: Für Christus“


Der wegen seines Widerstands gegen den Nationalsozialismus zum Tode verurteilte Südtiroler Josef Mayr-Nusser ist in Bozen zum Seligen der katholischen Kirche erklärt worden. Der Präfekt der römischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, würdigte ihn bei einem Festgottesdienst am Samstagvormittag im Bozener Dom als „Märtyrer des Glaubens in der dunklen Zeit der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs“.

„Mayr-Nusser ist eine Herausforderung für die Südtiroler“, sagt Josef Innerhofer, Postulator im Verfahren zur Seligsprechung. Er sieht die Feier als Anfang eines Prozesses der Auseinandersetzung mit dem neuen Seligen. Das sagte Innerhofer in einem Interview mit unseren Kollegen von der Grünen Welle Südtirol. Alle müssten sich nun die Frage stellen, „Wie haben wir uns damals benommen? Wer hat da falsch gehandelt? Das heißt, Mayr-Nusser ist ein unbequemer Heiliger, weil er sozusagen auf den Nerv unseres christlichen Lebens hinweist und uns ständig herausfordert, uns zu fragen, wie wir das Christentum leben und was wir für Anschauungen über Christus und seine Forderungen haben.“

Lehren aus der Vergangenheit

Sein Ja zu Christus habe Mayr-Nusser das Leben gekostet – heute sei es - zumindest in Europa - nicht mehr so gefährlich, gegen den Strom zu schwimmen. Doch Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, um auch in Zukunft richtig zu handeln, sei unerlässlich, erinnert Innerhofer, der Priester, aber auch Publizist ist.  „Und deswegen ist Mayr-Nusser so wichtig für uns, weil er ein Stachel ist im Fleische, der uns immer wieder aufrüttelt, was eigentlich im Christentum wichtig ist“.

Innerhofer selbst sei als Kind ein glühender Naziverehrer gewesen, der sogar an den Endsieg geglaubt habe, bis die Amerikaner einmarschierten, vertraut Innerhofer den Kollegen an. Er habe mit der Zeit gelernt, was hinter dem Naziregime steckte, doch viele andere wollten oder konnten sich nicht informieren und lernten nur die positiven Seiten des eigentlich so „teuflischen“ Systems kennen. „Aber gerade auch deshalb ist es wichtig, dass wir uns immer wieder kritisch fragen: was wird da gesagt, wo sind die Wahrheiten und wie können wir uns darüber informieren?“

Eidverweigerer noch ganz am Schluss

Zeitzeugenberichten nach war bereits bekannt, dass der Krieg sich seinem Ende zuneigte, als Mayr-Nusser einen Eid verweigerte – deshalb konnten auch praktizierende Christen sein Vorgehen nicht immer nachvollziehen. Der neue Selige soll damals gesagt haben: „Wenn nie jemand aufsteht und sagt, dass das nicht richtig ist, was sie da machen, dann wird es nie anders.“

Das christliche Leben stand für Mayr-Nusser an erster Stelle – in Konsequenz dazu war er zu allem bereit. Postulator Innerhofer erinnert daran, wie der neue Selige, der auch Vorsitzender der katholischen Jungmännerschar seiner Region war, in Vorträgen oder Artikeln gern betont hatte: „Wir leben heute in einer Zeit der Entscheidungen und wir müssen uns entscheiden -  für oder gegen Hitler, für oder gegen den Führer, für oder gegen Jesus Christus. Für uns gibt es nur eine Entscheidung: Für Christus.“

Der Sohn des Seligen sieht ein konsequentes Leben des Vaters

Mayr-Nussers Sohn Albert, der seinen Vater im Alter von zwei Jahren verloren hatte, freut sich darüber, dass die Kirche das Leben und die Überzeugung von Josef Mayr-Nusser offiziell anerkennt. Erinnerungen und Bilder an ihn hat er in Erzählungen durch seine Mutter erhalten, die stets von einer konsequenten Einstellung des Vaters gesprochen hatte. Albert Mayr sieht in der Verweigerung des Schwurs, auf die sein Vater oft reduziert wird,  eine logische Konsequenz seines vorherigen Lebensweges und der Auslebung seines Glaubens. In dieser Konsequenz und Überzeugung lebte Mayr-Nusser, ohne diese jedoch anderen aufzudrängen: „Und diese Art eben, seine Überzeugung zu leben und dafür zu sterben – Ja das ist sicher ein ganz wichtiges Vorbild.“ 

(radio grünewelle/kap/rv 18.03.2017 gbs)








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