2017-02-27 13:06:00

Kardinal Tauran nach Treffen mit al-Azhar: Weg wieder gangbar


Der Heilige Stuhl und al-Azhar stehen gemeinsam für den Kampf gegen religiösen Extremismus ein. Diese Stellungnahme folgte einem gemeinsam organisierten und hochkarätig besetzten Seminar, das in der vergangenen Woche am Kairoer Sitz der sunnitischen Universität stattgefunden hat. Für den Heiligen Stuhl nahm der Präsident des Rates für Interreligiösen Dialog, Jean-Louis Tauran, zusammen mit einer Delegation an dem Seminar teil. Es fand genau neun Monate nach dem historischen Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Großscheich von al-Azhar, Scheich Ahmed al-Tayyeb, statt. Kardinal Tauran äußerte sich im Anschluss an das Seminar im Interview mit Radio Vatikan zuversichtlich, dass der Dialog zwischen Vatikan und al-Azhar nach einer langen Eiszeit endlich wieder an Fahrt aufgenommen und auch konkrete Züge angenommen habe:

„Es ist eine neue Phase. Das Problem der Regensburger Rede und die Tatsache, dass es über Jahre hinweg keinerlei Austausch zwischen uns gab, ist nicht einmal angesprochen worden. Wir haben auf freie Weise gesagt, was wir heute und morgen gemeinsam angehen wollen, und ich denke, dass das wichtig ist, denn das ist Konkretheit. Ohne Zweifel, ich denke, sie haben sich wieder geöffnet… Sagen wir mal, dass der Weg wieder gangbar ist.“

Zur Erinnerung: Im Rahmen seines Deutschlandbesuches 2006 hatte Papst Benedikt XVI. im Hörsaal der Regensburger Universität eine Rede gehalten, die wegen eines islamkritischen Zitates des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaeologos in der muslimischen Welt für einen Sturm der Entrüstung gesorgt hatte, der auch Todesopfer forderte; dabei hatte Benedikt am Ende der Rede zum Dialog aufgerufen. al-Azhar, die höchste Autorität des sunnitischen Islams, hatte den Dialog mit dem Vatikan in Folge der Rede ausgesetzt, erst seit dem Pontifikat von Papst Franziskus kam es wieder zu einer zögerlichen Annäherung.

Einigkeit habe jedenfalls darüber bestanden, so Kardinal Tauran in seinem Resümee zu dem jüngsten Treffen in Kairo, dass die zunehmende Gewalt unter religiösem Vorwand als sehr schwerwiegend einzustufen sei und dass es nötig sei, vor allem den jüngeren Generationen Werte zu vermitteln. Gemeinsam habe man auch die Ursachen der Gewalt untersucht: „Alle, aber auch wirklich alle waren wir uns darin einig darin, zu bekräftigen – vor allem die Muslime –, dass es nicht legitim ist, die Religion als Grund für Gewalt anzuführen. Wir müssen auf diesem Weg weiter gehen: Je mehr die Gewalt zunimmt – und das ist wirklich gravierend –, desto mehr ist es nötig, diese Art von Treffen zu organisieren. Wie ich gesagt habe: Treffen wie dieses sind wirklich Geschenke, die man an die Menschheit macht, denn sie zeigen, dass es möglich ist, zusammen zu arbeiten. Das, was hingegen die Terroristen wollen, ist zu zeigen, dass man nicht mit den Muslimen zusammen leben kann. Wir beteuern das Gegenteil.“

(rv 27.02.2017 cs)








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