2017-02-24 13:01:00

Irak: „Früher hatten die Christen mehr Hoffnung“


„Naja, Sie wissen doch: Krieg ist Krieg.“ Youhanna Boutros Moshe ist syrisch-katholischer Erzbischof von Mossul, Kirkuk und Kurdistan. Und er klingt sehr resigniert, wenn er von der Lage in seinem irakischen Bistum spricht. „Was kann man sich vom Krieg anderes erwarten als Zerstörung und Tod.“

Nein, Christen gebe es in Mossul keine mehr, nicht im befreiten Osten und auch nicht im Westen – die seien alle schon vor zweieinhalb Jahren vor dem „Islamischen Staat“ geflohen. „Aber trotzdem… Die anderen Leute in Mossul sind doch auch Menschen. Die tun uns sehr leid. Was die alles durchmachen müssen jetzt im Krieg.“

Werden christliche Familien bald wieder nach Mossul zurückkehren können?, fragen wir Erzbischof Moshe. Der versteht die Frage zunächst falsch: „Was denn für Familien“, sagt er, „es gibt keine christlichen Familien mehr in Mossul!“ Und dann schiebt er nach: „Wir haben gehört, drei Familien sind in das – sagen wir mal: befreite – Mossul zurückgekehrt. Aber ich habe die Kirchen dort in der Gegend gesehen: Die sind praktisch demoliert. Alles, was man klauen konnte, ist weg: Türen, Fenster, Stühle. Sogar Marmor – um ihn weiterzuverkaufen. Das ist jetzt keine Kirche mehr.“

Was jetzt werden soll aus den Christen, die 2014 vor dem IS aus Mossul und der Niniveh-Ebene geflohen sind? Das frage er sich auch, sagt der Erzbischof, das mache ihm Sorgen. „Vor der Befreiung unserer Dörfer in der Niniveh-Ebene hatten die Leute noch stärkere Hoffnung auf eine Rückkehr. Aber mittlerweile haben viele schon das Land verlassen und woanders um Asyl gebeten. Und als wir unsere Häuser gesehen haben in den befreiten Dörfern rund um Mossul, da haben wir festgestellt: Viele von diesen Häusern waren niedergebrannt. Das war für uns eine Drohbotschaft. Das zeigt, wieviel Hass die Leute dort noch im Herzen haben.“

Früher einmal haben die Christen mit ihren muslimischen Nachbarn in Frieden gelebt, so der syrisch-katholische Bischof. Aber ob das jetzt wieder vorstellbar wäre? „Die haben unsere Häuser nicht nur ausgeplündert, sondern niedergebrannt. Warum? Für uns ist das eine klare Botschaft. Sie heißt: Kommt nicht zurück. Wenn ihr trotzdem kommt, passiert mit euch dasselbe. Ihr werdet verbrannt.“

Natürlich würden die Christen am liebsten wieder ans Frühere anknüpfen. Und Erzbischof Moshe kennt auch die vielen Aufrufe aus Bischofsmund, die Christen im Irak seien wichtig, um dort Zeugnis zu geben. „Aber um ein Zeugnis zu geben, muss man wenigstens leben können…“

(rv 24.02.2017 sk)








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