2017-02-21 14:02:00

Papstmesse: Heilige Scham soll Ehrgeiz überwinden


Niemand ist vor der Versuchung gefeit, immer höher hinaus zu wollen; und dies gilt auch für Kirchenleute. Doch der Herr gebe uns die Gnade der „heiligen Scham“, die diese Versuchung überwinden möge. Darum bittet Papst Franziskus in seiner Morgenmesse an diesem Dienstag in der Casa Santa Marta. Der Papst erinnerte in diesem Zusammenhang an die Aufforderung Jesu, wer der Größte sein wolle, solle sich in den Dienst aller stellen.

„Wir alle werden versucht sein“: Diese nur allzu menschliche Kondition lag den Überlegungen des Papstes zugrunde. Er ging dabei aus von den Lesungen des heutigen Tages. In der ersten aus dem Buch Jesus Sirach (Sir 2, 1-11) wird daran erinnert, dass diejenigen, die Gott dienen wollen, sich auf Prüfungen gefasst machen müssen. Das Evangelium (Mk 9, 30-37) wiederum berichtet von der Ankündigung Jesu an seine Jünger, er werde sterben und wieder auferstehen. Doch die Jünger „verstanden seine Worte nicht“ und hatten Scheu, ihn zu befragen. „Das ist die Versuchung, die Mission nicht zu erfüllen“, so Papst Franziskus zu den Gläubigen. Auch Jesus war Versuchungen ausgesetzt: Zunächst den Versuchungen des Teufels in der Wüste, dann, bei der Ankündigung seiner Passion, der Versuchung durch seinen Jünger Petrus.

Die Versuchung des Ehrgeizes – auch in der Kirche selbst

Doch das Evangelium berichtet noch von einer weiteren Versuchung, wenn die Jünger auf dem Weg nach Kafarnaum darüber diskutieren, wer unter ihnen der Größte sei. Als Jesus sie fragt, worüber sie gesprochen haben, schweigen sie – weil sie sich ihrer unwürdigen Diskussion schämen.

„Aber das waren gute Menschen, die dem Herrn folgen wollten, ihm dienen wollten. Doch sie wussten nicht, dass die Straße des Dienstes am Herrn nicht so einfach war, es war nicht, wie einem Verein beizutreten, einer Wohltätigkeitsorganisation, wo man Gutes tut: Nein, das ist etwas anderes.“ Und davor, so fuhr der Papst fort, hätten die Jünger „Scheu“ gehabt. Damit einher ginge die Versuchung der „Weltlichkeit“: „Seit die Kirche Kirche ist, bis heute, ist das geschehen, geschieht und wird weiter geschehen. Denken wir nur an die Kämpfe in den Pfarreien: ,Ich will der Präsident dieser Vereinigung sein, mich ein bisschen hoch arbeiten…´ ,Wer ist der Größte hier? Wer ist der Größte in dieser Pfarrei? Nein, ich bin wichtiger als dieser und jener, nein, der hat etwas angestellt…´ Da ist sie, die Sündenkette!“

Die Versuchung ist also, hinter dem Rücken der anderen schlecht zu reden und selbst ein wenig die Karriereleiter hinaufzuklettern. Doch es gibt noch andere konkrete Beispiele auch im Klerus selbst, so Franziskus, der immer wieder insbesondere seine Priester und Bischöfe dazu anhält, mit gutem Beispiel voran zu gehen:

„Manches Mal sagen wir selbst verschämt, wir Priester und Pfarrer: ,Ich hätte gerne diese Pfarrei…´ Das ist das gleiche. Nicht die Straße des Herrn, sondern diejenige der Eitelkeit, der Weltlichkeit.“ Auch die Bischöfe seien dieser Versuchung ausgesetzt, mahnt der Papst: „Das passiert oft: ,Ich bin in dieser Diözese, aber ich sehe die andere dort, die ist wichtiger und ich setze die Hebel in Bewegung, erbitte diese oder jene Einflussnahme, mache ein bisschen Druck und drehe an diesem Schalter, um dorthin zu kommen….´,Aber der Herr ist hier!´“

Die heilige Scham als Gegenmittel zur Weltlichkeit

Der Wunsch, wichtiger zu werden, treibt uns auf die Straße der Weltlichkeit. Deshalb, so Papst Franziskus, müssen wir den Herrn stets um die Gnade bitten, uns dann „zu schämen, wenn wir uns in diesen Situationen befinden“. Jesus setzt den Jüngern als Antwort auf ihre Diskussionen ein Kind in die Mitte und stellt die Logik des Ehrgeizes auf den Kopf: Wer der Größte sein wolle, der müsse der Letzte sein, und der Diener aller, gibt er seinen Jüngern mit auf den Weg. Daran anknüpfend die Bitte des Papstes, für die Kirche zu beten, „für alle von uns“, damit der Herr uns vor „dem Ehrgeiz und der Weltlichkeit dieses Gefühls schütze, wichtiger als der andere zu sein.“

„Möge der Herr uns die Gnade der Scham schenken, dieser heiligen Scham, wenn wir uns in dieser Situation befinden, wenn wir derart versucht werden: Aber ich bin tatsächlich in der Lage, so zu denken? Wenn ich meinen Herrn am Kreuz sehe, dann will ich ihn benutzen, um die Karriereleiter hinaufzuklettern? Und vielleicht, so stelle ich mir eine letzte Frage vor: ,Herr, ich habe dir mein ganzes Leben gedient. Ich war das ganze Leben lang immer der Letzte. Und jetzt, was ist nun?´ und was sagt der Herr uns? ,Sage von dir selbst: Ich bin ein unnützer Sklave´“

(rv 21.02.2017 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.