2017-02-16 13:09:00

Frühmesse: Krieg beginnt in meinem eigenen Herzen


Krieg beginnt im Herzen des Menschen: Darum sind wir alle für die Bewahrung des Friedens verantwortlich. Das sagte Papst Franziskus am Donnerstag in seiner Frühmesse im Vatikan. In seiner Predigt in der Casa Santa Marta erzählte er auch zum ersten Mal, wie er als Kind vom Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren hatte.

Franziskus ging von der Ersten Lesung aus dem Buch Genesis aus; sie erzählt davon, wie Gott nach dem Ende der Sintflut einen Bund mit Noach und seiner Familie eingeht. „Der Bund, den Gott schließt, ist stark – aber wir nehmen ihn in unserer Schwachheit entgegen. Gott schließt Frieden mit uns, aber den Frieden zu bewahren ist alles andere als leicht... Es ist eine Arbeit für jeden Tag, weil in uns immer noch dieser Same, diese Erbsünde ist, der Geist des Kain, der aus Neid, Eifersucht, Hab- und Machtgier Krieg auslöst.“

„Wenn euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch“: Diese Worte Gottes in der Lesung sind – darauf machte der Papst aufmerksam – ein direktes Echo der Geschichte von Kain und Abel. Ja, so Franziskus, „wir sind die Hüter unserer Brüder, und wenn Blut vergossen wird, dann ist das eine Sünde, und Gott wird uns zur Rechenschaft ziehen“.

„Einsatz für den Frieden ist keine Formalität“

„Heute gibt es Blutvergießen in der Welt. Heute ist unsere Welt im Krieg. So viele Brüder und Schwestern sterben, auch unschuldige, weil die Großen und Mächten ein bisschen mehr Land wollen, ein bisschen mehr Macht. Oder weil sie ein bisschen mehr am Waffenhandel verdienen wollen. Das Wort des Herrn ist klar: Wenn euer Blut vergossen wird, fordere ich Rechenschaft, und zwar für das Blut eines jeden von euch... Für das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder. Das gilt auch uns, die wir doch scheinbar in Frieden leben: Der Herr wird von uns Rechenschaft verlangen für das Blut unserer Brüder und Schwestern, die Krieg erleiden müssen!“

Wie lässt sich aber der Frieden bewahren?, fragte Franziskus dann. „Was kann ich tun, damit der Regenbogen immer unser Leitbild ist? Was kann ich tun, damit kein Blut mehr auf Erden vergossen wird?“ Wir alle seien „in das hineinverwickelt“: Um Frieden zu beten sei „keine Formalität“: „Einsatz für den Frieden ist keine Formalität.“ Mit Bitterkeit vermerkte der Papst, dass der Krieg „im Herzen des Menschen“ beginne, „zu Hause, in den Familien, unter Freunden – und von da breitet er sich dann aus auf alle Welt“. Was also tun, „wenn ich spüre, dass da in meinem Herzen etwas ist, das den Frieden zerstören will?“

„Hier beginnt der Krieg, und hier endet er auch. Die Nachrichten, die wir in den Zeitungen und im Fernsehen sehen... So viele Menschen sterben heute, und dieser Same des Krieges, der zu Neid, Eifersucht, Habgier in meinem Herzen führt, ist derselbe – größer geworden, zum Baum herangewachsen – es ist derselbe Same wie derjenige einer Bombe, die auf ein Krankenhaus fällt, auf eine Schule, und da die Kinder tötet. Es ist derselbe (Same). Die Kriegserklärung fängt hier an, in jedem von uns. Also, wie sorge ich für Frieden in meinem Herzen, in meiner Privatsphäre, in meiner Familie? Den Frieden hegen, ja mehr noch: ihn in Handarbeit herstellen, jeden Tag. Und so werden wir ihn dann auch in der ganzen Welt verbreiten können.“

Als in Buenos Aires der Feuer-Alarm losging

Was zu Frieden führe, sei das Blut Christi – „aber nicht das Blut meines Bruders, das ich vergieße, oder das Blutvergießen, für das die Waffenhändler oder die Mächtigen der Erde in den großen Kriegen verantwortlich sind“.

Und dann erzählte Franziskus, wie er als Kind das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte: „Ich erinnere mich, auf einmal ging die Feuer-Sirene los... Das machte man, um die Aufmerksamkeit auf irgendetwas Wichtiges, ein Drama oder ähnliches zu lenken. Und ich hörte, wie unsere Nachbarin meine Mamma rief: Frau Regina, kommen Sie, schnell! Meine Mutter ist ein bisschen erschrocken rausgegangen: Was ist denn los? Und diese Frau auf der anderen Seite des Gartenzauns sagte ihr: Der Krieg ist zu Ende!, und fing an zu weinen.“

Und um diese Gnade betete der Papst schließlich: „Der Herr gebe uns die Gnade, zu rufen: Der Krieg ist vorbei!, und zu weinen. Der Krieg in meinem Herzen ist vorbei, der Krieg in meiner Familie, der Krieg in meinem Viertel, der Krieg an meinem Arbeitsplatz, der Krieg in der Welt...“

(rv 16.02.2017 sk)








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