2017-02-14 16:05:00

Kardinal Koch und Metropolit Hilarion sprachen über Ukraine


Kurienkardinal Kardinal Kurt und der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion von Wolokolamsk haben sich bei den Fribourger Feiern zum ersten Jahrestag des Papst-Patriarchen-Gipfels von 12. Februar 2016 auch über die angespannte Lage in der Ukraine unterhalten. Das berichtete die Schweizer katholische Nachrichtenagentur kath.ch am Montag. Hilarion forderte in diesem Zusammenhang eine Weiterbehandlung des Themas der Kirchenunionen der Jahre 1400 bis 1800, die orthodoxerseits abgelehnt werden. Die für das Entstehen der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche konstitutive Union von Brest wurde 1596 geschlossen.

„Papst äußerte sich mehrfach zur Ukraine“

Koch wies bei der Tagung darauf hin, dass die von Papst und Patriarch unterzeichnete Erklärung das Leid und die „schmerzliche Situation, wie sie zurzeit unsere ukrainischen Brüder und Schwestern durchleben und erleiden“, „nur sehr knapp“ behandle und dies von der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine kritisiert worden sei. Die Ukraine müsse über den Dialog zum Frieden finden, so Koch. Franziskus habe sich zum „Drama“, das sich dort abspiele, mehrfach geäußert.

Metropolit Hilarion äußerte die Hoffnung, dass der Aufruf der beiden Kirchenoberhäupter dazu beitrage, dem Blutvergießen in der Ukraine ein Ende zu setzen. Die Beziehung zur ukrainischen griechisch-katholischen Kirche bezeichnete er jedoch als „gereizt“.

Zur Veranstaltung „Der Dialog geht weiter“ hatten die Schweizer katholische Bischofskonferenz und das Institut für Ökumenische Studien in Fribourg eingeladen. Der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Charles Morerod, und der orthodoxe Metropolit für die Schweiz, Jeremie (Kaligiorgis), begrüßten die Teilnehmer.

Hilarion: Gemeinsamer Einsatz nötig

„Der gemeinsame Einsatz für die verfolgten Christen ist das wichtigste, was wir jetzt gemeinsam tun können“, betonte Hilarion in seinem Vortrag. Zu Recht könne das Papst-Patriarchen-Treffen in Havanna vor einem Jahr als „historisch“ bezeichnet werden, betonte der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchates. Die damals unterzeichnete Erklärung habe gezeigt, welches Maß an Vertrauen und gegenseitigem Verständnis zwischen den beiden Kirchen bereits erzielt worden sei, wie auch den Weg für die weitere Entwicklung.

Wichtig sei auch, dass in der Erklärung ehrlich von den weiter existierenden „Problemen“ in der Beziehung zwischen beiden Kirchen die Rede gewesen sei, so Hilarion weiter. Dazu gehöre die bedauernde Feststellung, dass Katholiken und Orthodoxe seit nahezu tausend Jahren nicht mehr in der Gemeinschaft der Eucharistie vereint sind. Diese Trennung sei „in erster Linie und vor allem“ die Konsequenz der menschlichen Schwäche und der Sünde, die gegen den Willen des Erlösers im Hinblick auf die Einheit seiner Jünger gerichtet sei. Daher hätten Papst und Patriarch ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass das Treffen von Havanna zur Wiederherstellung der von Gott gewollten Einheit beitragen möge, so Hilarion.

Es sei kein Zufall, dass Franziskus und Kyrill die Leiden der Christen im Nahen Osten als „Martyrium“ bezeichnet hätten, unterstrich der Außenamtsleiter. Denn durch ihr gemeinsames Leiden seien die Märtyrer ein „Unterpfand der Einheit der Christen“.

Erklärung irriterte auch

Hilarion kam dann auch auf die griechisch-katholische Kirche zu sprechen. Die Feststellung in der gemeinsamen Erklärung von Havanna, dass die Unionen kein Weg zur Wiederherstellung der Einheit der Kirchen sind, sei eine „wichtige Voraussetzung“ für die Wiedergewinnung des Vertrauens von Seiten der orthodoxen Christen gewesen. Die gemeinsame Erklärung habe damit aber nur die Feststellungen des 1993 in Balamand verabschiedeten Dokuments der katholisch-orthodoxen Dialogkommission bestätigt.

Trotzdem habe die Begegnung zwischen Papst und Patriarch und die Feststellungen über die Ukraine und die Unierten-Frage in der gemeinsamen Erklärung große Irritationen in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche ausgelöst. So habe der Kiewer griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk gesagt, seine Kirche habe mehr als eine Erklärung dieser Art überlebt, sie werde auch diese überleben. Damit werde „trotz aller hochrangigen Übereinkünfte von Seiten der Unierten Feindschaft und Hass gesät“ und „auf dem Weg der Versöhnung zwischen Ost und West Hindernisse aufgebaut“, kritisierte der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats. Daher müsse die begonnene, aber im Rahmen des theologischen Dialogs zwischen katholischer und orthodoxer Kirche nicht abgeschlossene Diskussion über die Unierten-Frage weitergeführt werden.

Im Hinblick auf die praktische Zusammenarbeit zwischen römisch-katholischer und russisch-orthodoxer Kirche hob Metropolit Hilarion u.a. die Wallfahrten von Katholiken und Orthodoxen in das jeweils andere Kirchengebiet und den Austausch von Theologiestudenten hervor. Diese regelmäßigen Kontakte würden den Gläubigen beider Kirchen helfen, einander nicht als Konkurrenten, sondern als Geschwister zu sehen und zu lernen, miteinander in „Frieden, Liebe und Harmonie“ zu leben. Das sei der einzige Weg, damit Orthodoxe und Katholiken bei der Verkündigung der „guten Nachricht der Erlösung“ brüderlich zusammenarbeiten können.

(kap 14.02.2017 pr)








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