2017-02-12 10:56:00

Tabgha: Neustart am See Genesareth


Vor knapp zwei Jahren zerstörte ein Brandanschlag große Teile des Benediktinerklosters Tabgha am See Genesareth – zwei Jahre blieb die Pilgerstätte am Ort der wunderbaren Brotvermehrung deswegen geschlossen. An diesem Sonntag wird sie feierlich wiedereröffnet.
Die Verwüstung durch den Brand wird wohl „noch lange nachwirken in den Seelen der Brüder, die vor Ort waren und die zum Teil mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus mussten“, sagt der Prior-Administrator der Dormitio-Abtei Jerusalem, Benediktinerpater Nikodemus Schnabel, im Gespräch mit dem Kölner Domradio.

„Die Wunden werden wohl lange brauchen, um zu heilen. Wenn man aber heute nach Tabgha kommt, ist der Ort wieder wunderschön hergerichtet. Das war aber auch ein Kraftakt! Wir haben ein Jahr auf eine Baugenehmigung warten müssen und jetzt haben wir innerhalb von acht Monaten alles wieder aufbauen können.“

Es gebe wieder „einen freundlichen Eingangsbereich“ mit einer Klosterpforte, und auch der Klosterladen habe wieder auf. „Das heißt: Wir können jetzt, Gott sei Dank, wieder ein Ort sein, der sich freundlich zeigt, wenn Pilger ankommen.“

„Nur ein Wunder“ habe 2015 verhindert, dass auch die Kirche abbrannte: „Glück im Unglück“ nennt das Pater Nikodemus. In dieser Kirche befindet sich das berühmte byzantinische Mosaik von den Broten und Fischen, das an die Brotvermehrung durch Jesus erinnert. „Den ersten Schätzungen nach lag ein Gesamtschaden in Höhe von 1,6 Millionen Euro vor. Jetzt sieht man, dass es wohl nicht ganz so viel ist. Der reine Wiederaufbau hat eine knappe Million Euro gekostet. Da kommen aber noch weitere Posten dazu, so dass wir aktuell bei etwa 1,3 Millionen Euro sind. Die Zahl steht aber noch nicht endgültig fest.“

Die Arbeiten konnten größtenteils durch Spenden finanziert werden. Für den Benediktiner aus Jerusalem ist das „sehr berührend“ – schließlich sei Tabgha ja der Ort der Brotvermehrung, wo aus sehr wenig sehr viel wurde. „Hier wird das Geheimnis deutlich: Wenn alle teilen, werden alle satt, und wenn alle ein bisschen spenden, kann man diesen Ort wieder aufbauen. Das fand ich sehr berührend, genauso wie, dass es sich nicht nur um christliche Spender aus Deutschland handelt, sondern auch um jüdische, muslimische, drusische Spender und einheimische Spender, die sagen: Ihr habt da so ein Paradies, so einen schönen Ort, wie kann man auf diesen Ort einen Brandanschlag verüben? Das geht uns so unter die Haut, da wollen wir helfen.“

Die Spendenbereitschaft zeigt auch, dass dieser Ort direkt am See von Galiläa nicht nur den Christen in der Gegend viel bedeutet. „Tabgha ist tief verankert in der Gesellschaft: Tabgha ist sehr bekannt, auch weltweit... Pilger aus der ganzen Welt lieben unseren Ort, auch weil die Kirche sehr schlicht ist, dafür aber einen wunderschönen Fußboden hat. Und wir sind im Land auch bekannt: Durch unsere Arbeit in Tabgha kennen uns sowohl Israelis als auch Palästinenser. Wir haben eine Jugend- und Behindertenbegegnungsstätte, das Beit Noah, wo israelisch-palästinensische behinderte Jugendliche zusammen Freizeit verbringen können. Wir haben einen Pool, eine Minigolfanlage, einen Streichelzoo. Es ist wirklich ein Paradies, das wir hier vorwiesen dürfen, und das teilen wir mit denen, die am Rande stehen. Durch diese Arbeit, die auf beiden Seiten hoch geschätzt wird, sind wir auch im Land sehr bekannt.“

Zur Wiedereröffnung an diesem Sonntag ist der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki angereist, Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Land, dem das Klostergebäude gehört. Aber auch Israels Staatspräsident Reuven Rivlin hat sich angekündigt. „Das ist eine spannende Sache. Wir freuen uns sehr, dass der Staatspräsident Israels dabei sein wird. Es ist ja auch ein Ausdruck von Wertschätzung. Er war übrigens auch kurz nach dem Brand da, um seine Solidarität zu bekunden.“ Allerdings bedeutet Rivlins Visite „auch einen unglaublichen Aufwand an Sicherheitsvorkehrungen“, so Pater Nikodemus.

Nach dem Gottesdienst werden die Räume von Tabgha gesegnet und wieder geweiht. Danach steht dann „eine Begegnung für alle“ auf dem Programm. „Denn ursprünglich - und das ist der Kern der ganzen Feier - soll es eine Dankesfeier sein für alle, die uns unterstützt haben: die vielen Spender, die Bauarbeiter, die, die mit aufgeräumt haben, die, die uns beigestanden haben. Die Feier soll ein großes Dankeschön von uns Mönchen sein, die wir nach diesem ersten Schock über den Hass eine unglaublich starke Welle der Solidarität und der Liebe gespürt haben. Dafür wollen wir danke sagen.“

(domradio 12.02.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.