2017-02-11 12:17:00

Afghanistan: Über 3.500 Tote und niemand spricht darüber


Syrien, Irak, Ostukraine: Wer an die heutigen Kriegsplätzen und Tote denkt, dem kommen wohl diese Länder in den Sinn. Ein von der Weltöffentlichkeit fast vergessener Konflikt spielt sich in Afghanistan ab. Die Vereinten Nationen haben jetzt einen Bericht veröffentlicht. Die Zahlen sind erschreckend: Über 3.500 Tote und über 8.000 Verletzte sind seit den Gefechten, die 2009 begonnen haben, zu verzeichnen. Die meisten dieser Opfer sind Kinder. Viele von ihnen werden jeden Tag durch Minen getötet oder schwer behindert. Der Krieg spielt sich also nicht mehr auf dem offenen Feld ab, sondern geht weiter durch die von den Taliban versteckten Streubomben. Nichtsahnende Kinder, die zur Schule gehen oder auf der Straße spielen, sind davon betroffen.

Die Situation hat sich seit 2014 sogar noch verschlechtert, sagt gegenüber Radio Vatikan Manuela Valenti von der Ärzte-Hilfsorganisation Emergency. Sie ist Kinderärztin und in Afghanistan tätig. „Mindestens 90 Prozent der Opfer dieses Krieges sind Zivilisten und für uns ist es erschreckend festzustellen, dass ein Drittel der Kriegspatienten Kinder sind. Wir definieren hier Kinder all jene, die jünger als 14 Jahre alt sind. Unsere Krankenhäuser in der Hauptstadt Kabul und Lashkar Gah sind regelrechte Kriegslazarette. Wir mussten dort aber eine Kinder- und Frauenabteilung einführen, wegen den hohen Anzahl von Patienten. 15 Jahre Krieg hat die Situation einfach nur noch verschlimmert.“

Die meisten Opfer seit 2009

Gemäß dem UN-Bericht gab es im vergangenen Jahr die bisher meisten Opfer seit 2009. 2016 gab es allein durch Luftangriffe der afghanischen und US-amerikanischen Streitkräfte über 200 Tote. Die Hilfsangebote der NGO und der internationalen Staatengemeinschaft seien aber in der Zwischenzeit weniger geworden. Neben dem Problem mit den Minen sind auch Hunger- und Bildungsprobleme zu verzeichnen. Ein düsteres Bild zeichnet die Kinderärztin:

„Wir haben in unseren Krankenhäusern immer wieder unterernährte Kinder gehabt, doch in jüngster Zeit ist die Zahl dieser Patienten stetig gestiegen. Immerhin sind jetzt die UN-Organisationen für Gesundheit und das UN-Kinderhilfswerk Unicef darauf aufmerksam geworden. Das war bisher aber nicht der Fall.“

Radio Vatikan wollte es genauer wissen und fragte den Sprecher von Unicef in Afghanistan, Aziz Froutan, wie die Lage sei:

„In der Tat müssen Kinder Schulen besuchen und Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen haben. Wir müssen aber ehrlich sagen, dass dies in Afghanistan nicht immer der Fall ist. Es gibt Kinder, die nicht zur Schule gehen und keine ärztliche Versorgung haben und noch schlimmer: es gibt Kinder, die auch keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser haben. … Die Kinder sind die Zukunft dieses Landes.“

(rv 11.02.2017 mg)








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