2017-02-10 10:37:00

Vatikan/China: Einigung zu Bischofsweihen in Sicht?


Der Vatikan könnte sich mit China in Kürze auf ein Abkommen zur Praxis der Bischofsweihen in der Volksrepublik einigen. Bei den jüngsten Dialogrunden beider Seiten sei eine „vorläufige Einigung“ über diesen Hauptstreitpunkt in den Beziehungen erreicht worden, schreibt der Hongkonger Kardinal John Tong in einem Artikel für die katholische Wochenzeitung „Sunday Examiner“, der am vergangenen Samstag erschien. Dabei werde der Papst „entsprechend der katholischen Lehre die letzte und höchste Autorität bei Bischofsernennungen“ bleiben, formuliert der Kardinal. Eine mögliche Übereinkunft zu Bischofsernennungen bewertet er als „Meilenstein im Normalisierungsprozess der Beziehungen beider Seiten“.

Angaben zu Fortschritten in dieser Frage machte der Vatikan bislang nicht. Über laufende Gespräche des Heiligen Stuhles mit China, bei denen es u.a. um einen Mechanismus für die Wahl neuer Bischöfe gehe, hatten internationale Medien bereits letztes Jahr schon berichtet. Eine Lösung sei im Gespräch, nach der der Klerus in China die Bischöfe wählt und der Vatikan ein Vetorecht habe, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Der Heilige Stuhl müsse dabei belegen, warum ein Kandidat ungeeignet sei, so der Bericht, der sich auf Kirchenbeamte und Klerus in Hongkong, Italien und China sowie auf Quellen mit Kontakten zur chinesischen Führung berief. 

In der Vergangenheit hatten vatikanische Bischofsernennungen für die Volksrepublik immer wieder den Unmut der chinesischen Führung geweckt. Diese beansprucht für sich, alle religiösen Aktivitäten im Land zu steuern und zu kontrollieren. Aufgrund von Ernennungen regierungstreuer Bischöfe durch Peking gegen den Willen des Heiligen Stuhles kam es dabei mehrfach zu Spannungen.

Normalisierung war schon in Gang gekommen, einerseits

De facto waren in den vergangenen Jahren mehrere Bischöfe eingesetzt worden, die die Billigung beider Seiten hatten. Beobachter sprechen in dieser Hinsicht von einer Verbesserung der sino-vatikanischen Beziehungen. Andererseits scheint Chinas Führung in der Religionspolitik in letzter Zeit die Zügel anziehen zu wollen. So sieht der aktuelle Revisionsentwurf der „Vorschriften für religiöse Angelegenheiten“ vor, die Religionsausübung in China weiter einzuschränken und den Behörden eine stärkere Kontrolle der Glaubensgemeinschaften zu ermöglichen. In Kraft getreten ist die Regelung allerdings noch nicht.

Die Hauptsorge der chinesischen Regierung sei die patriotische Überzeugung der Bischöfe „und nicht ihre Liebe und Treue zur Kirche“, führt Kardinal Tong in dem Artikel für den „Sunday Examiner“ weiter aus. Das Abkommen über Bischofsernennungen werde insofern wohl die aktuelle Praxis nicht verändern, zeigt er sich überzeugt. Zu klären bleibe der Umgang mit jenen Bischöfen, die Peking in der Vergangenheit einseitig ernannt hatte, sowie die zukünftige Rolle der Chinesischen Patriotischen Vereinigung, die eine Anbindung aller religiösen Aktivitäten an die chinesische Führung garantieren soll. Niemand könne diese „Jahrzehnte lang angehäuften Probleme“ über Nacht klären, so der chinesische Kirchenmann, beide Seiten müssten „den Dialog fortsetzen“ und gegenseitiges Vertrauen aufbauen.  

(sunday examiner/rv 09.02.2017 pr)








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