2017-02-08 13:55:00

Papstnahe Theologen beraten in Boston


Der Begriff „Theologie der Befreiung“ kommt im Titel nicht vor – aber natürlich geht es in Boston auch darum. Denn die mehrtägige Konferenz am Boston College (USA), die am Freitag endet, handelt vom Ganzen der „ibero-amerikanischen Theologie“ – der Theologie spanischer Sprache in beiden Amerikas.

„Die Initiative zum Ersten Ibero-amerikanischen Theologie-Treffen ging von Lateinamerika aus“, sagt Rafael Luciani, Dogmatiker aus Venezuela. „Unter ihnen waren Carlos Maria Galli und (Jesuitenpater) Juan Carlos Scannone. Als wir einmal miteinander redeten, kam uns der Gedanke, dass wir einen solchen Kongress organisieren sollten, um zu überlegen: Wo wandert Gott heute durch unsere Geschichte? Wir wollen auch die Neuerungen rezipieren, die Papst Franziskus in der Kirche wie in der Gesellschaft heraufgeführt hat. Und wir kommen in Boston ins Gespräch mit Theologen aus Spanien, und mit spanischsprachigen Theologen der USA. Wir wollen das Nachdenken über die Globalisierung in die Theologie mehrerer Länder hineintragen – auch über den Ausschluss von Menschen und die Interkulturalität, die die Globalisierung heute mit sich bringt.“

Die beiden genannten Theologen Galli und Scannone sind beide Argentinier, beide Exponenten einer sogenannten „Theologie des Volkes Gottes“, und beide stehen sie Papst Franziskus nahe. Das Treffen von Boston soll also die Anliegen des ersten Lateinamerikaners im Papstamt theologisch durchbuchstabieren – ohne sich je von der harten sozialen Realität von Ausbeutung und Ungerechtigkeit zu lösen.

„Im Tiefsten geht es darum, die Option für die Armen (die sich die Kirche in Lateinamerika nach dem Konzil auf die Fahnen geschrieben hat) konkret auf die Armen unserer heutigen Zeit anzuwenden, etwa auf die Flüchtlinge. Und dann wollen wir überlegen, wie man es hinbekommt, dass die Interkulturalität, die ja eigentlich eines der Ziele der Globalisierung ist, wirklich in unseren Gesellschaften erreicht werden kann: durch Integration, durch eine Kultur der Begegnung. Wie kriegen wir es hin, dass der andere nicht als Abfall gesehen wird, sondern dass wir Beziehungen zu ihm eingehen? Man könnte sagen: Es geht gar nicht nur um Theologie, sondern darum, wie wir leben wollen in der globalisierten Welt.“

Nur dass das eben viel mit Theologie zu tun hat, so Luciani. Die lateinamerikanische Theologie entsteht nach seiner Darstellung „aus dem Einsatz für die Armen und wird heute immer mehr zu einem grundlegenden Aspekt, der auf das Lehramt einwirkt“.

(rv 08.02.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.