2017-02-02 17:30:00

Papst feiert Messe mit Ordensleuten im Petersdom


„Gott enttäuscht nicht, die Hoffnung auf ihn trügt nicht.“ Das sagte der Papst am Donnerstag Abend im Petersdom. Mit den Mitgliedern von Orden und geistlichen Gemeinschaften feierte Franziskus, der selbst dem Jesuitenorden angehört, eine Messe zum Welttag des gottgeweihten Lebens. Der heilige Johannes Paul II. hat diesen Welttag 1997 eingeführt und auf das Fest der „Darstellung Jesu im Tempel“ gelegt.

Zum Auftakt ein stimmungsvoller Moment: Mit brennenden Kerzen in der Hand zogen der Papst und seine Konzelebranten in den dunklen Petersdom ein. Dazu wurde der Lobgesang des Simeon gesungen: „Nun lässt du, Herr, deinen Diener in Frieden scheiden – denn meine Augen haben das Heil gesehen“. Diese Worte des alten Mannes im Tempel von Jerusalem, der den neugeborenen Jesus und seine Eltern segnet, sind der Kern des Festes „Darstellung des Herrn“ – und Ordensleute weltweit beten sie jede Nacht im Stundengebet, der sogenannten „Komplet“.

In seiner Predigt ging Papst Franziskus von den Worten des Simeon aus: Der Greis habe „die ersehnte Hoffnung nicht nur sehen können, sondern er hatte das Privileg, sie zu umarmen“. „Der Lobgesang Simeons ist der Gesang des gläubigen Mannes, der am Ende seiner Tage sagen kann: Es ist wahr, die Hoffnung auf Gott lässt nie zugrunde gehen, er enttäuscht niemals... Das Leben verdient, voll Hoffnung gelebt zu werden, denn der Herr hält sein Versprechen.“

„Traum und Prophetie zusammen“

Das Lied des Simeon hätten wir Christen „als Erbe von unseren Vorfahren erhalten“, fuhr der Papst fort. „Sie haben uns in diese „Dynamik“ eingeführt. In ihren Gesichtern, in ihrem Leben, in ihrer täglichen und gleichbleibenden Hingabe konnten wir sehen, wie dieser Lobpreis sich „inkarnierte“. Wir sind Erben der Träume unserer Vorfahren, Erben der Hoffnung, die unsere Gründerinnen und Gründer und unsere Brüder und Schwestern vor uns nicht enttäuscht hat. Wir sind Erben unserer alten Menschen, die den Mut zum Träumen hatten. Und wie sie, so wollen auch wir heute singen: Gott enttäuscht nicht, die Hoffnung auf ihn trügt nicht. Gott kommt seinem Volk entgegen.“

Franziskus lud die Mitglieder von Orden und geistlichen Gemeinschaften, die mit ihm die Messe feierten, dazu ein, sich wieder an „den Traum unserer Vorfahren“ zu erinnern „und wieder auf das zu stoßen, was einst unser Herz entflammt hat“: Zurück zum Charisma des Anfangs also. „Traum und Prophetie zusammen. Erinnerung daran, wie unsere Alten, unsere Väter und Mütter träumten, und Mut, um diesen Traum prophetisch voranzubringen.“ Diese Haltung sei die richtige, um nicht einfach nur der „Versuchung des Überlebens“ nachzugeben.

„Nicht Fachleute des Sakralen, sondern Väter und Mütter der Hoffnung sein“

Was er damit meinte, führte der Papst mit breiten Pinselstrichen aus: „Die Haltung des Überlebens lässt uns reaktionär und ängstlich werden, sie führt uns dazu, dass wir uns langsam und lautlos in unseren Häusern und unseren Voreingenommenheiten verbarrikadieren. Sie wirft uns zurück auf die ruhmreichen – aber vergangenen – Taten. Das jedoch erweckt durchaus nicht die aus den Träumen unserer Gründer geborene prophetische Kreativität, sondern sucht auf Nebenwegen den Herausforderungen auszuweichen, die heute an unsere Türen klopfen.“ Es gehe darum, die Charismen nicht „zu zähmen“, sondern ihre „kreative Kraft“ freizusetzen.

Franziskus mahnte, gottgeweihte Menschen sollten nicht „Räume, Bauwerke oder Strukturen bewahren wollen“, sondern Neues wagen. Nicht „Fachleute des Sakralen“ sollten sie sein, sondern „Väter, Mütter oder Brüder und Schwestern der Hoffnung“. Simeon und die im Lukasevangelium gleichfalls erwähnte Prophetin Hanna hätten nicht „auf sich selber“ geschaut, sondern auf den kleinen Jesus – das habe sie zum spontanen Lobgesang befähigt.

Jesus mitten ins Volk stellen

„Als Maria dem Simeon den Sohn der Verheißung in die Arme legt, beginnt der alte Mann, seine Träume zu besingen. Als sie Jesus mitten in sein Volk stellt, erfährt dieses die Freude. Ja, nur das kann uns die Freude und die Hoffnung wiedergeben, nur das wird uns davor bewahren, in einer Haltung des Überlebens zu verharren. Nur das wird unser Leben fruchtbar machen und unser Herz lebendig erhalten. Jesus dorthin stellen, wo er stehen muss: mitten in seinem Volk.“

Und genau dort – mitten im Volk – sollten gottgeweihte Menschen „Sauerteig“ sein, drängte Franziskus. „Sicherlich kann es bessere „Mehle“ geben, aber der Herr hat uns aufgefordert, hier und jetzt zu „durchsäuern“, mit den Herausforderungen, die uns gestellt werden. Nicht in einer defensiven Haltung, nicht bewegt von unseren Ängsten, sondern mit den Händen am Pflug...“ Gott gehe auch heute „durch die Straßen unserer Städte“: Wer kontemplativ lebe, der könne ihn erkennen. „Jesus mitten in sein Volk stellen bedeutet, das Kreuz unserer Brüder und Schwestern auf sich nehmen und gewillt sein, ihnen beim Tragen zu helfen. Es bedeutet, die Wunden Jesu berühren wollen in den Wunden der Welt, die verletzt ist und sich flehentlich danach sehnt, zu neuem Leben zu erwachen.“

(rv 02.02.2017 sk)








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