2017-01-31 10:51:00

D/USA: „Mauern errichten Menschen immer aus Angst“


US-Präsident Donald Trump hat es angekündigt und will es auch umsetzen: eine lange Mauer zwischen den USA und Mexiko soll illegale Einwanderer fernhalten. Der Vergleich zum Kalten Krieg und der Mauer in Berlin liegt im Moment so manchem auf der Zunge. Ist da was dran? Dazu hat das Kölner Domradio Pater Bernhard Venzke gefragt, der 1989 in der Nikolaikirche in Leipzig predigte und sich an jene Zeit erinnert.

„Es geht auf jeden Fall um eine große Gefahr für die Menschlichkeit. Ich denke, solche Mauern errichten Menschen immer aus Angst. Ich habe den Eindruck - auch wenn Trump so mächtig erscheint - , dass er wohl doch ganz schön viel Angst vor Veränderungen hat. Das ist natürlich wahnwitzig, wenn Menschen zwischeneinander Mauern bauen, um sich abzuschotten oder andere auszugrenzen. Das geht immer schief - jedenfalls auf Dauer.“

Wenn er an die Mauer der DDR-Zeit zurückdenke, sei das bedrückend, so Pater Venzke.

„Aber mit der Zeit macht so was vor allem einfallsreich. Mauern können ja überwunden oder untergraben werden. Da gibt es viele Möglichkeiten. Wir wissen ja auch aus Berlin, dass es Tunnel und Gänge gab. Wenn man Mauern nur von innen betrachtet, dann stellt man fest: Da gibt es ja noch ganz viele Möglichkeiten für mich. Wenn man sie nur von außen betrachtet, stellt man nur fest, was man alles nicht mehr kann. Wir haben uns dann für die Überwindung entschieden.“

Im Herbst 1989 hatte Pater Venzke in der Leipziger Nikolaikirche gepredigt, eine der Keimzellen des Widerstands, der dann zum Mauerfall mit beitrug. Pater Venzke:

„Ich habe nur gepredigt, ich habe nichts eingerissen. Aber der Wille und der Geist des Volkes kann sehr viel verändern. Vielleicht nicht gleich und plötzlich, aber mit der Zeit kann das dazu führen, dass Grenzen überwunden werden. Ich lege großen Wert darauf: Nicht einreißen, sondern überwinden.”

(domradio 31.01.2017 mg)








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