2017-01-30 13:49:00

US-Bischöfe empört über Einreisestopp für Flüchtlinge


Der Einreisestopp für syrische Flüchtlinge und Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, den US-Präsident Donald Trump an diesem Freitagnachmittag per Dekret verhängt hat, empört amerikanische Bischöfe und Katholiken. „Dieses Wochenende hat sich als dunkler Moment in der U.S.-Geschichte herausgestellt“, bedauerte Kardinal Blase Cupich von Chicago in einem Statement vom 29. Januar. „Die Anordnung, Flüchtlinge abzuweisen und unsere Nation vor denen zu verschließen, insbesondere vor Muslimen, die vor Gewalt, Unterdrückung und Verfolgung fliehen, steht im Widerspruch sowohl zu katholischen als auch zu amerikanischen Werten,“ so der Kardinal weiter. Er sprach sich gleichzeitig gegen eine von Präsident Trump in Aussicht gestellte Bevorzugung christlicher Flüchtlinge aus. Zwar werde von der Regierung beteuert, es handele sich nicht um eine Anordnung, die auf Muslime ziele, wie sie während des Wahlkampfes versprochen wurde. „Doch diese Handlungen beziehen sich auf Länder mit muslimischer Mehrheit“, hob der Kardinal hervor.

Eine echte Gefahr für die Religionsfreiheit im Land machte Erzbischof William Lori von Baltimore in der Anordnung aus. Der Vorsitzende des Komitees für Religionsfreiheit der US-Bischofskonferenz bezeichnete sie gegenüber der Zeitung „Baltimore Sun“ als „Rückschritt“ für die Religionsfreiheit. „Von einer religiösen Perspektive aus ist es sehr schwierig und fragwürdig, der Ausgrenzung einer speziellen Religion so nahe zu kommen, wie es diese Anordnung tut“, erklärte er. Nur Stunden bevor die selbst unter Regierungsberatern umstrittene Anordnung in Kraft trat, machte der Kardinal von Newark klar, auch weiterhin Flüchtlinge aufnehmen zu wollen: Seine Erzdiözese werde im März 51 Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Afghanistan und der Demokratischen Republik Kongo empfangen, gab Joseph Tobin bekannt. Die Erzdiözese Newark hält demnach auch nach Inkrafttreten des Dekrets an ihrem Plan fest.

Mit Mahnwachen, Gebeten und öffentlichen Gottesdiensten reagierten in Washington zahlreiche christliche Laien auf die Anordnung von Donald Trump. Am Sonntag fanden sich Hunderte von Gläubigen für eine Freiluftmesse vor dem Weißen Haus ein, um für die von den Restriktionen betroffenen Menschen zu beten. Es gehe um Solidarität gegenüber den muslimischen Geschwistern, die am meisten von der Anordnung betroffen seien, erklärte eine der Organisatorinnen der Messe, Caitlin Fitz, gegenüber der US-amerikanischen Jesuitenzeitschrift „America“.

Mehrere Kirchenvertreter äußerten außerdem Zweifel an der Wirksamkeit der Anordnung für eine Verbesserung der landesinneren Sicherheit. So betonte der Leiter des US-amerikanischen Hilfsnetzwerkes „Catholic Relief Services“ (CRS), Sean Callahan, nur wenige Tage vor der Unterzeichnung der Anordnung: „Unsere gewählten Vertreter haben die Pflicht, die Sicherheit der amerikanischen Menschen zu schützen, und wir sollten alle Sicherheitsfragen sehr ernst nehmen. Doch Menschen den Zutritt zu verweigern, die verzweifelt genug sind, ihre Häuser zu verlassen, den Ozean in winzigen Booten zu überqueren und all ihre weltlichen Güter hinter sich zu lassen, um Sicherheit zu finden, wird das unsere Nation nicht sicherer machen.“

Hintergrund

Neben einem sofortigen Einreisestopp für syrische Flüchtlinge auf unbestimmte Zeit und einem Stopp für Umsiedlungsmaßnahmen von Flüchtlingen für die kommenden vier Monate beinhaltet das Dekret auch ein Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, das zunächst für neunzig Tage gelten soll. Chaos und Proteste an amerikanischen Flughäfen, wo Menschen an der Einreise in die Vereinigten Staaten gehindert wurden, waren die Folge; richterliche Eilanordnungen erlaubten zumindest die Einreise der an den Flughäfen festgehaltenen Reisenden – unter ihnen auch Kleinkinder. Neben Kirchenvertretern meldeten sich mittlerweile auch Vertreter der Industrie zu Wort, die Schwierigkeiten für ihre Angestellten befürchten.

(america/rv 30.01.2017 cs)








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