2017-01-27 14:29:00

Morgenmesse: „Der Christ ist ein Mensch der Erinnerung“


Kein christliches Leben ohne Erinnerung: Darüber hat Papst Franziskus in seiner Morgenpredigt am Freitag in der Casa Santa Marta meditiert. In der Lesung aus dem Brief an die Hebräer ermahnt Paulus die Gemeinde der Christen, ihr Leben mit drei Fixpunkten zu versehen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das erste von allem: Erinnerung. „Das christliche Leben beginnt nicht heute: es geht heute weiter“, formulierte Franziskus. Sich zu erinnern bedeute, sich an die guten wie an die weniger guten Dinge zu erinnern; „es bedeutet, meine Geschichte vor Gott zu tragen“, ohne sie zu verstecken.

„Das christliche Leben, auch das geistliche Leben heute, kann man nicht verstehen ohne Erinnerung. Die Erinnerung des Heils, die Gott in mein Leben bringt, auch die Erinnerung an meine Schwierigkeiten: aber wie hat mich der Herr aus diesen Schwierigkeiten gerettet? Die Erinnerung ist eine Gnade. Eine Gnade, die wir erbitten müssen. ,Herr, mach, dass ich deine Schritte in meinem Leben nicht vergesse, dass ich die guten Augenblicke nicht vergesse, auch die bösen nicht; die Freuden und die Kreuze.´ Der Christ ist ein Mensch der Erinnerung.“

Die Erinnerung ist so die Grundlage des Unterwegs-Seins, fuhr Franziskus fort.

„Die Hoffnung: auf die Zukunft schauen. So, wie man kein christliches Leben leben kann ohne Erinnerung an die getanen Schritte, so kann man auch keines leben, ohne die Zukunft mit Hoffnung anzusehen. Die Zukunft der Begegnung mit dem Herrn. Das Leben geht so schnell voran! Wer jung ist, glaubt, er hat noch so viel Zeit vor sich, aber dann lehrt uns das Leben jenen Satz, den wir alle sagen: Wie die Zeit vergeht! Den habe ich schon als Kind gekannt, jetzt heiratet er! Wie die Zeit vergeht! Aber die Hoffnung, den Herrn zu treffen, ist ein Leben in Spannung, zwischen Erinnerung und Hoffnung, zwischen Vergangenheit und Zukunft.“

Schließlich lade der Hebräerbrief des Paulus die Christen auch dazu ein, die Gegenwart zu leben, „die oft so schmerzhaft und traurig ist“, so der Papst. Mit Freimut, ohne Scham, die Zumutungen des Lebens ertragend, gelte es da voranzugehen. Sünder seien alle, erinnerte Franziskus, „der eine früher, der andere später, wenn ihr wollt, machen wir die Liste später, aber jedenfalls: alle sind wir Sünder. Aber wir gehen voran mit Mut und Geduld. Wir bleiben nicht bei der Sünde, denn das lässt uns nicht wachsen.“

Und schließlich ermahnt Paulus die Gemeinde vor einer besonderen Sünde: dem Kleinmut. „Eine Sünde, die dich aus Angst nicht vorangehen lässt, während Jesus sagt: Habt keine Angst“. Kleinmütig, so der Papst, seien jene, „die immer zurückweichen, die sich selbst zu sehr bewahren, die vor allem Angst haben“.

„Bloß kein Risiko, bitte..! die Vorsicht… ! All die Gebote….! Ja, stimmt. Aber das lähmt dich auch, es lässt dich so viele erwiesene Gnaden vergessen, es nimmt dir die Hoffnung. Das ist wie wenn man draußen unterwegs ist, dann kommt plötzlich ein Regen, und der Stoff des Kleides ist nicht gut, der Stoff zieht sich zusammen, er schrumpft…. Geschrumpfte Seelen. Das ist Kleinmut; das ist die Sünde gegen die Erinnerung, gegen den Mut, die Geduld und die Hoffnung. Der Herr möge uns wachsen lassen in der Erinnerung und in der Hoffnung, jeden Tag soll er uns Mut und Geduld geben und uns von Kleinmut befreien, diesem Angsthaben vor allem… Seelen, sich schrumpfen, um sich selbst zu schützen. Und Jesus sagt: Wer das eigene Leben retten will, der verliert es.“

(rv 27.01.2017 gs)








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