2017-01-24 12:00:00

Medienbotschaft des Papstes: Lesebrille für die Wirklichkeit


Das Starren auf schlechte Nachrichten, auf Skandale oder auf menschliches Versagen stumpft ab und führt zu Resignation. Dagegen sollten Kommunikatoren und Medienschaffende heute eine Logik setzen, der es um Verantwortung und weitere Horizonte geht: Darum geht es dem Papst in seiner Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikation.

Unter dem Titel „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ veröffentlichte der Vatikan an diesem Dienstag die Botschaft des Papstes zu diesem Themen-Tag, der immer am Fest des heiligen Franz von Sales begangen wird.

Der Mensch könne gar nicht aufhören, ständig neue Eindrücke und Nachrichten zu verarbeiten, „der Geist des Menschen ist immer aktiv“, so der Text der Botschaft, „aber es ist an uns zu entscheiden, welches Material wir dazu liefern.“ Franziskus bittet alle Medienschaffenden, diese Tatsache nicht zu vergessen. „Ich möchte alle zu einer konstruktiven Kommunikation aufrufen, welche Vorurteile über den anderen zurückweist und eine Kultur der Begegnung befördert, dank derer wir lernen können, die Wirklichkeit mit bewusstem Vertrauen anzuschauen.“

Konstruktive Kommunikation

Der Papst warnt damit vor dem alten Journalistenspruch „bad news ist good news“, schlechte Nachrichten verkaufen sich gut. Das führe in einen „Teufelskreis der Angst“ und eine „Spirale der Furcht“, wenn man seine Aufmerksamkeit ganz von schlechten Nachrichten aufsagen lässt. Der Papst nennt die Fixierung auf Krieg, Terror, Skandale und „jedwede Art des menschlichen Scheiterns“. Er wünsche sich, „das Gefühl des Unmuts und der Resignation“ zu überwinden, das mit dem Eindruck entstehe, dem Übel in der Welt seien keine Grenzen gesetzt. Im Übrigen werde durch die Konzentration auf „bad news“ das Gewissen abgestumpft - und aus dem Leiden von Menschen werde ein Schauspiel.

„Deswegen möchte ich einen Beitrag für die Suche nach einem Kommunikationsstil anbieten, der offen und kreativ ist, der niemals bereit ist, dem Bösen die Rolle des Hauptdarstellers zuzugestehen, sondern der Licht auf mögliche Lösungen wirft und der dadurch bei den Menschen, die durch diese Nachrichten erreicht werden, eine positive und verantwortungsvolle Herangehensweise inspiriert. Ich möchte alle dazu einladen, den Frauen und Männern unserer Zeit Narrative anzubieten, die von der Logik der „guten Nachricht“ gekennzeichnet sind.“

Die Brille der guten Nachricht

Eine solche Logik sei entscheidend, so Papst Franziskus. „Das menschliche Leben ist keine aseptische Abfolge von Ereignissen, sondern eine Geschichte, und zwar eine Geschichte, die erzählt werden will durch einen Deutungsschlüssel, der die wichtigsten Dinge auswählen und sammeln kann. Die Wirklichkeit hat in sich selbst keine eindeutige Bedeutung. Alles hängt von dem Blick ab, mit dem sie eingefangen wird, von der „Brille“, die wir wählen um sie zu sehen: Wenn wir die Brille wechseln, erscheint auch die Wirklichkeit anders.“

Für Christen sei der Deutungsschlüssel für die „gute Nachricht“, also die „Brille“, die Gute Nachricht schlechthin: das Evangelium. Die Botschaft von Jesus sei nicht deswegen „gut“, weil es kein Leiden in ihr gäbe, sondern weil „das Leiden in einem weiteren Horizont erlebt wird“.

Hierin begründe sich die Überzeugung, dass man keine Furcht zu haben brauche. „Es ist dieses Vertrauen, das uns fähig macht, in den verschiedensten Formen der Kommunikation heute zu arbeiten, in der Überzeugung, dass es möglich ist die gute Nachricht, die Frohe Botschaft zu entdecken und sichtbar zu machen, in der Wirklichkeit jeder einzelnen Geschichte und im Antlitz jedes Menschen.“

(rv 24.01.2017 ord)








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