Papst über Gefängnisse: „Menschenwürde nicht einkerkern“

Papst Franziskus hat erneut zu einer Reform des Strafvollzugs aufgerufen. Mit Blick auf die Praxis der lebenslänglichen Freiheitsstrafe und die Missstände in Strafanstalten erneuerte er seinen Appell für einen menschlichen Umgang mit Häftlingen und bessere Formen der Resozialisierung ehemaliger Strafgefangener.

Die lebenslange Freiheitsstrafe sei „keine Lösung“, sondern selbst „ein zu lösendes Problem“, schreibt Franziskus in einem Brief vom 17. Januar an den Gefängnisseelsorger der Strafvollzugsanstalt von Padua. Anlass des Schreibens, dessen Inhalt der Vatikan erst an diesem Samstag veröffentlichte, war eine Tagung über das Thema der lebenslänglichen Freiheitsstrafe in dem italienischen Gefängnis. Franziskus ruft mit Blick auf das bestehende Strafsystem zu einer „kulturellen Bekehrung“ auf und plädiert für eine „Gerechtigkeit der Versöhnung“: Die Gesellschaft müsse von der Perspektive wegkommen, dass mit dem Wegschließen und Bestrafen von Straffälligen alle Probleme gelöst seien. Es gehe schließlich um Menschen, und daran müssten sich auch die Zustände in Haftanstalten messen lassen.

Den Häftlingen versicherte der Papst in dem Brief seine Nähe und sein Gebet: „Ich stelle mir vor, euch in die Augen zu sehen und in eurem Blick viele Anstrengungen, Belastungen und Enttäuschungen zu sehen, doch auch das Licht der Hoffnung“, so Franziskus wörtlich. Es sei die Aufgabe der Gefängnisverantwortlichen, dass diese Hoffnung nie erlösche, so der Papst: Eine Haftstrafe dürfe nicht das Ende eines Lebens markieren, sondern müsse einen Weg der Versöhnung eröffnen, an dessen Ende eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft stehen müsse: „Denn wenn die Würde endgültig eingekerkert wird, gibt es keinen Platz mehr in der Gesellschaft, um an die erneuernde Kraft der Vergebung zu glauben und neu anzufangen.“

Papst Franziskus hat sich mehrfach über Missstände in Gefängnissen geäußert und trifft regelmäßig Häftlinge.

(rv 21.01.2017 pr)