2017-01-18 09:56:00

Kardinal Levada über „Strukturen, die bewahren“


Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, hat die wichtige Rolle der Vatikanbehörde für die Einheit der Gesamtkirche betont. Angesichts der anhaltenden Diskussionen über eine mögliche Dezentralisierung der Kurie sprach er sich in einem Interview der Zeitung „National Catholic Register“ dafür aus, den Beitrag der Kongregation zur kirchlichen Einheit anzuerkennen und zu sichern.

Das Verhältnis zwischen der Glaubenskongregation und den nationalen Bischofskonferenzen beschrieb Levada als „Geben und Nehmen“. Es müsse einen Dialog mit den Bischöfen geben, um die Vorgaben des Papstes in die Tat umzusetzen und das Kirchenoberhaupt über mögliche Probleme zu informieren.

Ein Modell „wie die Europäische Union“ mit einer schwächeren Rolle der Kongregation und mehr Unabhängigkeit für die Bischofskonferenzen halte er indes nicht für hilfreich. Derartige Vorschläge basierten allzu sehr auf einer „politischen Sicht“ der Kirchenstrukturen und ließen die theologischen Wurzeln der Kirche außer Acht.

„Es geht nicht nur um Organisationsfragen“, sagte Levada. Vielmehr gehe es darum, wie die Strukturen das bewahren und fördern könnten, was Jesus selbst hinterlassen habe. „Diese Diskussionen werden weitergehen“, so der Kardinal. Er erwarte aber keinerlei „dramatische Dezentralisierung“. Es gebe Dinge, die man dezentralisieren könne. „Aber 'Unabhängigkeit' ist nicht das Wesen der Beziehung.“ Wesentlich seien dagegen „Solidarität und Zusammenhalt“.

Der vormalige Erzbischof von San Francisco wurde von Benedikt XVI. im Mai 2005 als erster US-Amerikaner an die Spitze der einflussreichen Glaubenskongregation berufen, die Ratzinger selbst zuvor ein Vierteljahrhundert lang geleitet hatte. Levada, am 15. Juni 1936 im kalifornischen Long Beach geboren, war bereits von 1976 bis 1983 als Sachbearbeiter in der Glaubenskongregation tätig, zuletzt unter dem Präfekten und Kurienkardinal Joseph Ratzinger.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ratzinger stand Levada nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit, sondern wirkte eher im Stillen. In seine Amtszeit fiel die Aufhebung der Exkommunikation der Piusbrüder und die schwierigen, bislang erfolglosen Diskussionen um eine Wiedervereinigung der Traditionalisten mit der katholischen Kirche. Nachdem er sein vatikanisches Amt niedergelegt hatte, kehrte der gesundheitlich angeschlagene Levada in die USA zurück; er lebt im kalifornischen Menlo Park. Sein Nachfolger wurde der vormalige Regensburger Bischof und jetzige Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller.

(kna 18.01.2017 pr)








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