2017-01-14 12:19:00

Papst an Global Foundation: Weiter mit eurem Einsatz!


„Wer heute Menschen als unnütz marginalisiert, akzeptiert damit implizit, morgen selbst als nicht mehr nützlich ausgemustert zu werden.“ Diese Mahnung sprach Papst Franziskus an diesem Samstag bei einem Treffen mit Mitgliedern der Non-Profit-Organisation „Global Foundation“ im Vatikan aus. Die australische Organisation vereint seit 1998 führende Politiker, Wissenschaftler und Firmenvertreter unter ihrem Dach, um Regierungen und Meinungsmachern beratend zur Seite zu stehen, wenn es um die Nachhaltigkeit ihrer Entscheidungen geht. Abgeordnete der Organisation, die auch mit dem Vatikan zusammenarbeitet, befinden sich an diesem Wochenende für ein Gesprächsforum in Rom.

Der Papst dankte den Vertretern der Organisation für ihren Einsatz dabei, die „richtigen Wege“ zu finden, die zu einer „kooperativen“ Globalisierung führen könnten, die sich der von ihm so oft angesprochenen Globalisierung der Gleichgültigkeit entgegenstemme. Das Ziel dieser Anstrengungen, so formulierte Franziskus, sei es, dabei zu helfen, dass die feierlich erklärten und unterzeichneten internationalen Objektive und Abkommen wie beispielsweise die Agenda 2030 und die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung erreicht werden könnten.

„Zunächst einmal möchte ich wiederholen, dass ein Weltwirtschaftsmodell, das Männer, Frauen und Kinder aussortiert, weil sie aufgrund der Wirtschaftlichkeitskritierien, die von Firmen oder anderen Organisationen angelegt werden, als nicht mehr nützlich erachtet werden, inakzeptabel, weil unmenschlich, ist,“ so der Papst zu seinen Gästen in der Sala Clementina. „Genau diese Aussortierung der Personen stellt den Rückschritt und die Verrohung eines jeden politischen und wirtschaftlichen Systems dar: diejenigen, die die Ausmusterung der anderen erlauben oder selbst verursachen – seien dies Flüchtlinge, missbrauchte oder versklavte Kinder, arme Menschen, die auf der Straße sterben, wenn es kalt ist – werden selbst wie Maschinen ohne Seele und akzeptieren implizit das Prinzip, dass auch sie selbst, früher oder später, ausgemustert werden – das ist ein Boomerang! Aber es ist die Wahrheit: früher oder später werden sie ausgemustert - sobald sie einer Gesellschaft nicht mehr nützlich sind, die den Geldgott ins Zentrum gestellt hat.“

Weitsichtig habe sein Vorgänger, der Heilige Johannes Paul II., schon beim Fall des Eisernen Vorhangs davor gewarnt, dass sich das Modell des Kapitalismus ungezügelt ausbreiten könne. Damit einher ginge, so die Analyse des polnischen Papstes in seiner Enzyklika Centesimus Annus, eine mangelnde Berücksichtigung der Phänomene der Ausbeutung und Ausgrenzung, im blinden Vertrauen darauf, dass der freie Markt für alles eine Lösung zu bieten habe.

„Leider“, so fuhr Franziskus fort, „sind die Risiken, die Johannes Paul II. gesehen hatte, weithin eingetreten. Doch gleichzeitig sind durch Individuen und Institutionen viele Anstrengungen unternommen worden, die Übel wieder gut zu machen, die eine unverantwortliche Globalisierung verursacht hat.“ Ein leuchtendes Beispiel für diese Anstrengungen sei die von ihm selbst vor wenigen Monaten heiliggesprochene Mutter Teresa, „in gewisser Weise repräsentiert und vereint sie diese in sich,“ so Franziskus. Denn sie habe sich über die Ausgegrenzten gebeugt und das Leben in all seinen Formen, ob ungeboren, verlassen oder ausgegrenzt, geschützt und gleichzeitig ihre Stimme bis zu den Mächtigen der Welt dringen lassen.

„Das ist die erste Verhaltensweise, die zu einer solidarischen und kooperativen Globalisierung führen kann. Es muss zunächst einmal sein, dass jeder, persönlich, nicht gleichgültig bleibt gegenüber der Verletzungen der Armen, sondern dass er lerne, mit-zuleiden mit denen, die durch Vertreibung, Einsamkeit, erzwungener Migration oder Trennung von ihren Familien leiden; mit denjenigen, die keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung haben, mit denjenigen, die Hunger, Kälte oder Hitze erleiden.“

Es sei dieses Mit-Gefühl, das dazu führe, dass die Verantwortungsträger in Wirtschaft und Politik ihre Intelligenz und Ressourcen nicht nur dafür nutzen könnten, die Auswirkungen der Globalisierung zu steuern, sondern ihre Ausrichtung zu korrigieren, wann immer dies nötig sei. Doch die Kirche sei immer vertrauensvoll, denn sie kenne das große Potential der menschlichen Intelligenz, die sich von Gott helfen und leiten lasse. Die Global Foundation, so schloss der Papst seine Ausführungen, ermuntere er, weiter zu machen mit ihren Anstrengungen für eine gerechte und kooperative Globalisierung, die sich von der Soziallehre der katholischen Kirche leiten ließen. 

(rv 14.01.2017 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.