2017-01-12 11:30:00

Papstmesse: Unser Leben ist ein Heute


Heute gilt’s, das Heute ist entscheidend: Um diesen Gedanken kreiste die Predigt des Papstes an diesem Donnerstag. In seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta des Vatikans predigte Franziskus über einen Satz aus dem Hebräerbrief: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht.“ Dieses Heute, von dem da Rede sei, meine „unser Leben“, es sei ein Heute „voller Tage“, nach dem es aber „kein Replay, kein Morgen“ gebe.

Heute liebt uns Gott; heute hat uns Gott versprochen, sich finden zu lassen; heute können wir unseren Bund mit Gott erneuern: Heute, heute, heute. „Es gibt aber in unserem Leben nur ein einziges Heute“, sagte der Papst eindringlich. Darum solle man der Versuchung widerstehen, irgendetwas auf morgen zu verschieben. Morgen sei die Chance vorüber, da sei alles zu spät.

„Ich sage das nicht, um Ihnen einen Schrecken einzujagen. Ich will nur sagen: Unser Leben ist ein Heute. Heute oder nie! So sehe ich das. Das Morgen wird die Ewigkeit sein, ohne Dämmerung, für immer beim Herrn – wenn ich diesem Heute treu bin. Und die Frage, die ich Ihnen stelle, ist dieselbe, die der Heilige Geist stellt: Wie lebe ich dieses Heute?“

Das zweite, wichtige Wort im Zitat aus dem Hebräerbrief lautet für Franziskus: Herz. „In unserem Herzen spielt sich das Heute ab. Ist unser Herz offen für den Herrn? Mich beeindruckt es immer, wenn ein älterer Mensch – ein Priester zum Beispiel oder eine Ordensfrau – mir sagen: Padre, beten Sie dafür, dass ich bis zum Schluss durchhalte. (Dann sage ich:) Aber Sie haben doch Ihr Leben schon hinter sich, alle Tage im Dienst des Herrn, wovor haben Sie denn Angst? – Nein, nein, mein Leben ist noch nicht vorüber. Ich würde es gerne in Fülle leben. Darum beten, dass das Heute reichhaltig gefüllt sei, das Herz fest im Glauben und nicht ruiniert von der Sünde, von den Lastern, von der Korruption...“

Der Papst riet seinen Zuhörern zu einer Gewissens-, genauer: Herzenserforschung. Und zwar heute. „Das Heute wiederholt sich nicht – das Leben ist nur dieses eine. Und ein offenes Herz, offen für den Herrn! Nicht verhärtet, nicht verschlossen, nicht glaubenslos, nicht pervers, nicht verführt von den Sünden. Und der Herr hat so viele Menschen getroffen, die ein verschlossenes Herz hatten: die Schriftgelehrten, all diese Menschen, die ihm nachgestellt haben, die ihn in eine Falle locken wollten, um ihn zu verurteilen... und am Ende ist ihnen das ja auch gelungen. Gehen wir mit diesen beiden Worten nach Hause: Wie ist mein Heute? Kann die Dämmerung auch heute noch kommen? Wie sieht mein Heute aus im Angesicht des Herrn? Und mein Herz, wie steht’s darum? Ist es offen? Ist es fest im Glauben? Lässt es sich mitziehen von der Liebe des Herrn? Mit diesen Fragen bitten wir den Herrn um die Gnade, die jeder von uns nötig hat.“

(rv 12.01.2016 sk)








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