2017-01-12 11:12:00

Bolivien: Exhumierung von Pater Espinal unterbrochen


Die Exhumierung des Jesuitenpaters Luis Espinal ist am 9. Januar 2017 in La Paz, dem Regierungssitz Boliviens, unterbrochen worden. Die Entscheidung traf die Staatsanwaltschaft „aus verfahrenstechnischen Gründen“. Die Jesuiten hatten zwei Tage zuvor gegen die Exhumierung demonstriert.

Die Exhumierung hatte das Ziel, den geführten Untersuchungen zu seinem Tod entgegen zu kommen. Die Ermittler wollten eine Autopsie nachholen, die in der Zeit des Verbrechens nicht durchgeführt worden war. In einer veröffentlichten Erklärung vom 7. Januar machen die Vertreter des Jesuitenordens in Bolivien ihre ablehnende Haltung gegenüber der Exhumierung deutlich: Der Körper müsse auch nach dem Tod mit Respekt behandelt werden. Mit Blick auf den Mörder forderte der Orden eine Klärung des Tatbestands.

Bevor sie von der Unterbrechung erfuhren, waren am 9. Januar einige der Jesuiten auf dem Zentralfriedhof von La Paz anwesend, um Wache zu halten und ihre Ablehnung kundzutun. Der Provinzialobere Pater Oswaldo Chirveches äußerte „ernste Zweifel“ am Interesse der Exhumierung. Den Jesuiten zufolge bestehe das Risiko, dass die Exhumierung für eigene Zwecke missbraucht werde. "Wir haben kein Vertrauen!“, so Pater Chirveches.

Vor kurzem hatte der bolivische Außenminister bisher geheim gehaltene Dokumente veröffentlicht. Sie nehmen Bezug auf die militärischen Handlungen der verschiedenen Diktaturen zwischen 1966 und 1979. Ersichtlich wurde, dass Espinal seit 1972 von den bolivischen Geheimdiensten ausspioniert wurde.

Der gebürtige Spanier Espinal kam 1968 nach Bolivien, wo er humanitär und journalistisch aktiv war. Als Menschenrechtler kämpfte er gegen Militärdiktatoren, die das Land zwischen 1960 und 1970 sukzessiv regierten. Nach seiner Festnahme wurde er gefoltert und von paramilitärischen Gruppen in La Paz 1980 ermordet.

(kath.ch 12.01.2017 jg)








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