2017-01-07 15:32:00

Brasilien: „Franziskus ist argentinischer Befreiungstheologe"


Papst Franziskus ist aus Sicht des brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff ein „Befreiungstheologe in der argentinischen Version“. In Argentinien seien wegen der damaligen Militärdiktatur „keinerlei marxistische Ausdrücke“ erlaubt gewesen, sagte Boff der „taz am Wochenende“ (Samstag). „Man hat dort eine eigene Tendenz entwickelt, eine Theologie des unterdrückten Volkes und der zum Schweigen gebrachten Kultur. Man muss die Kultur befreien und das Volk. Nicht durch Mildtätigkeit.“

Jorge Mario Bergoglio, der spätere Papst, habe als Student dieser Art der Befreiungstheologie zu den begeistertsten gehört, sagte Boff. „Er hat schon damals dafür votiert: Einmal pro Woche sollte man einen Besuch in einem Elendsviertel organisieren. Und tatsächlich, das ganze Leben hindurch hat er das durchgehalten.“

Boff hatte in der Folge der lateinamerikanischen Bischofsversammmlung von Medellin (1968), die die Option für die Armen betonte, die sogenannte Theologie der Befreiung mitentwickelt. Die vatikanische Glaubenskongregation distanzierte sich in einer Instruktion 1984 von Boffs Ausformung der Befreiungstheologie. Am Ende wurde der brasilianische Ordensmann gemaßregelt und trat aus dem Franziskanerorden aus.

Boff sagte in dem „taz“-Interview, dass Papst Franziskus ihm erklärt habe: „Ich will die ungerechte Strafe kompensieren, die über Sie verhängt wurde.“ Dies sei mutig von Franziskus gewesen. Der Vatikan habe seinerzeit im Grund nicht eine Person, sondern die Brasilianische  Bischofskonferenz verurteilen wollen, sich aber gesträubt, sie direkt zu attackieren. „Die Deutschen haben ein sehr gutes Sprichwort dafür: Man schlägt den Sack und meint den Esel. Ich war der Sack, der Esel war die Bischofskonferenz. Die Bischöfe haben das sofort verstanden“, erläuterte Boff.

(kna 07.01.2017 gs)








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