2017-01-06 09:30:00

Papst Franziskus: „Auf der Suche nach der Zukunft“


Der Weg der Sterndeuter nach Bethlehem war schwierig, nicht weil er lang war, sondern weil sie ihre Erwartungen ändern mussten: Sie erwarteten einen König, fanden aber ‚nur’ ein Kind. Doch weil sie offen waren für Neues und Sehnsucht hatten, waren sie fähig, in dem Kind die Herrlichkeit Gottes zu erkennen. Papst Franziskus legte in seiner Predigt zum Hochfest der Erscheinung des Herrn – Epiphanie, auch Heilige Drei Könige genannt – das Evangelium von den Weisen aus, die sich auf den Weg zum Neugeborenen machten.

Die Sterndeuter machten sich nicht auf den Weg, weil sie den Stern gesehen hatten, sondern sie haben den Stern gesehen, weil sie sich bereits auf den Weg gemacht hatten: Papst Franziskus zitierte den Kirchenvater Johannes Chrysostomos, um das Thema seiner Predigt einzuführen. Ein Stern, der in Bewegung versetzt. „Sie hatten das Herz zum Horizont offen und konnten sehen, was der Himmel zeigte, weil es in ihnen eine Sehnsucht gab, die sie antrieb: Sie waren offen für Neues“, so der Papst. „Die Sterndeuter stellen so das Bild des gläubigen Menschen dar, des Menschen, der Sehnsucht nach Gott hat, der das Fehlen seines Zuhauses, seiner himmlischen Heimat spürt. Sie spiegeln das Bild all jener Menschen wider, die in ihrem Leben sich nicht das Herz haben betäuben lassen.“

Das gelte auch für heute, für Menschen, die wissen, dass das Evangelium nicht ein „Ereignis der Vergangenheit“ ist, sondern der Gegenwart. „Die heilige Sehnsucht nach Gott erlaubt uns, angesichts aller Versuche, das Leben in seiner Größe klein oder armselig zu machen, die Augen offen zu halten.“ Sie sei Erinnerung gegen die vielen Unglückspropheten.

Heraus aus den menschlichen Grenzen

Diese Haltung ist nicht nur bei den Sterndeutern zu sehen, erklärte der Papst und zählte eine ganze Reihe biblischer Gestalten auf: den greisen Simeon, den verlorenen Sohn, den Hirten, der seine 99 Schafe zurück lässt, Maria Magdalena am Ostermorgen: „Die Sehnsucht nach Gott führt uns heraus aus unseren deterministischen Abgrenzungen, die uns glauben machen, dass sich nichts ändern könne. Die Sehnsucht nach Gott ist die Haltung, welche die langweiligen Konformismen aufbricht und uns drängt, uns für jene Veränderung einzusetzen, die wir erhoffen und brauchen.“

Verwurzelt sei die Sehnsucht in der Vergangenheit, aber dort bleibe sie nicht stehen, „Sie macht sich auf die Suche nach der Zukunft“.

Die entgegen gesetzte Haltung zeige Herodes, der im nahen Jerusalem nichts bemerkt hatte, „er schlief betäubt mit einem abgestumpften Gewissen“, dann aber erschrak er und bekam Angst. „Es ist der Schrecken, der sich vor der Neuheit, welche die Geschichte von Grund auf verändert, in sich selbst verschließt, in seine Schlussfolgerungen, in seine Überzeugungen, in seine Erfolge. Es ist der Schrecken dessen, der auf seinem Reichtum sitzt und dabei nicht imstande ist, weiter zu sehen. Der Schrecken, der im Herzen dessen aufkommt, der alles und alle kontrollieren will. Der Schrecken dessen, der in eine Kultur des Gewinnens um jeden Preis gefangen ist.“ Herodes Sicherheit vor dieser Angst habe ihn zum Verbrechen geführt.

Der schwierigere Weg

Der längere und schwierigere Weg der Sterndeuter habe nicht von ihrer Heimat nach Judäa geführt, sondern dann vom Königspalast des Herodes – wo man einen neu geborenen König ja vermuten könne – zum Stall, so Papst Franziskus. „Hier begann die schwierigere und mühevollere Kühnheit“. Der König, zu dem sie sich aufmachten, sei keiner, der unterwarf und der geliebt werden wollte, es galt, eine andere Art König zu entdecken: „Zu entdecken, dass der Blick Gottes aufrichtet, vergibt, heilt. Zu entdecken, dass Gott dort geboren werden wollte, wo wir es nicht erwartetet haben, wo wir es vielleicht gar nicht wollen; oder wo wir es oft ablehnen. Zu entdecken, dass unter dem Blick Gottes Platz ist für die Verwundeten, die Erschöpften, die Misshandelten und Verlassenen: dass seine Kraft und seine Macht Barmherzigkeit heißt. Wie weit liegen für manche Jerusalem und Bethlehem auseinander!“

Mehr wollen als die üblichen Dinge

Herodes wollte selber verehrt werden, er konnte seinen Blick nicht ändern und deswegen nicht anbeten. Auch die Priester vor Ort hätten das nicht gekonnt, obwohl sie die Prophezeiungen kannten. Nur die Sterndeuter hätten die Sehnsucht gespürt, „sie wollten nicht mehr die üblichen Dinge“. Überdrüssig der Gestalt von Macht und Herrschaft folgten sie der Verheißung von etwas Neuem. „Die Sterndeuter konnten anbeten, weil sie den Mut hatten, sich auf den Weg zu machen und sich vor dem kleinen, vor dem armen, vor dem schutzlosen Kind niederzuwerfen. Als sie sich vor dem ungewöhnlichen und unbekannten Kind von Bethlehem niederwarfen, erkannten sie die Herrlichkeit Gottes.“

 

(rv 06.01.2017 ord)

 








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