2017-01-06 08:30:00

Nigeria: Chibok-Mädchen geben Hoffnung auf Versöhnung


Not und Terror herrschen in Nigeria, und die Militärs setzen auf eine Strategie der Einschüchterung – doch die Bevölkerung hält an der Hoffnung auf bessere Zeiten fest. So beschreibt der Journalist Daniele Bellocchio die Situation. Er war - auch für Radio Vatikan - im Land unterwegs, um über die Lage zu berichten.

Hoffnung für eine Besserung der Situation mache das Verhalten der Flüchtlinge und Opfer des Konfliktes, der seit Jahren in Nigeria tobt, so Bellocchio nach seiner Reise. Insbesondere habe ihn die Begegnung mit den so genannten Chibok-Mädchen berührt. Einigen der 276 Schülerinnen, die im Jahr 2014 von Boko Haram direkt vom Schulhof entführt worden waren, war nach unvorstellbaren Leiden die Flucht gelungen, das Schicksal des Großteils ihrer Kameradinnen  ist nach wie vor unklar. In ihren Augen habe Bellocchio Hoffnung für das gemarterte Land gesehen: „Als sie gefragt wurden, ob ihre Kameradinnen befreit werden würden, haben sie ohne zu zögern und kurz geantwortet: ,Ja! Die Situation wird sich zum Besseren wenden!´ Aber ich glaube, das Wichtigste ist, als wir sie gefragt haben, ob sie wohl in der Lage seien, auch den Jihadisten von Boko Haram das zu verzeihen, was sie getan haben – auch in diesem Fall haben sie nicht gezögert und uns gesagt: ,Ja!´”

‚Ja’ zur Versöhunung

Bellocchio wurde selbst durch Militärs festgesetzt und ohne Grund des Landes verwiesen. Im Anschluss daran berichtet er uns: „Ich hatte alle nötigen Erlaubnisscheine, um in Nigeria arbeiten zu dürfen. Diese Scheine, die man übrigens mit langem Vorlauf beantragen muss, ermöglichten es mir, in den Staaten des Nordens zu arbeiten, aber ich durfte nicht auf militärischem Gebiet arbeiten: um in die Flüchtlingscamps gehen zu können, musste ich also einen zusätzlichen Erlaubnisschein beantragen, der direkt durch das Militär ausgestellt wird.“

Doch sobald er mit seinem Team eine Kaserne in Maiduguri betreten habe, um diese zusätzliche Erlaubnis zu beantragen, sei die böse Überraschung gefolgt: Anstelle einer Antwort auf seine Anfrage zu erhalten, wurde er umgehend festgesetzt, berichtet der Reporter. Fadenscheiniger Grund: Er habe eine Kaserne betreten und sei damit unberechtigterweise auf militärisches Hoheitsgebiet eingedrungen. „Ich wurde etwa 14 Stunden lang in dieser Kaserne festgehalten und verhört, mit Wachsoldaten, die vor der Zelle patrouillierten. Mir wurde auch verweigert, mich mit meiner Botschaft in Verbindung zu setzen. Dann wurden wir mitten in der Nacht vom nigerianischen Geheimdienst abgeholt: auch hier folgten weitere Verhöre und die Verhaftung wurde offiziell protokolliert, mit Fahndungsfoto und der Abnahme von Fingerabdrücken…“.

Ausgewiesen vom Militär

Er und sein Team seien dann, mit stets der gleichen Begründung, unberechtigterweise eine Kaserne betreten zu haben, aus der Stadt ausgewiesen. Offensichtlich sei es dem Militär nicht recht, ausländische Beobachter wie Journalisten im Land zu haben, ist die Schlussfolgerung unseres Korrespondenten: „Momentan herrscht dort Kriegsrecht, und in diesem Kontext, auch der Gewalt, benehmen sich die Militärs nicht immer so, dass es ihnen zu Ehre gereicht. Das was ich auch Interviews mit Zivilisten und Flüchtlingen vor Ort erfahren konnte, ist dass die Soldaten einen Krieg gegen den Terror führen, indem sie Angst schüren. Diverse Flüchtlinge haben von Gewaltepisoden erzählt, die durch die Soldaten begangen worden waren. Oft interveniert das Militär auf brutale und gewalttätige Weise, auch gegenüber der Zivilbevölkerung.“

(rv 06.01.2017 cs)

 








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