2016-12-31 07:14:00

D: Marx mahnt zu Klugheit und Gerechtigkeit


Kardinal Reinhard Marx hat in seiner Jahresschlusspredigt dazu aufgerufen, sich insbesondere im Wahljahr 2017 für „ein gutes Miteinander in unserem Gemeinwesen einzusetzen“. Dafür einzutreten, „dass die Orientierung am richtigen, am guten Leben im Blick bleibt“, sei „eine Aufgabe gerade der Christen in einer pluralen Gesellschaft, die immer mehr um Einzelinteressen kreist und zu einem Zusammenhalt nicht mehr fähig ist“, sagt der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz laut Redemanuskript am Silvestertag im Münchner Liebfrauendom. Deutschland wählt im September 2017 einen neuen Bundestag, im vergangenen Jahr hat die rechte Partei AfD starke Zuwächse in der Wählergunst verzeichnet.

Vor diesem Hintergrund sprach Kardinal Marx zum Jahreswechsel über innere Werte der Gesellschaft. „Wenn wir auf eine Lebensführung, die sich am Guten orientiert, verzichten, ist unsere Kultur wertlos geworden“, so Marx, der zugleich eine verbreitete Tendenz zu Abkapselung kritisierte. „Wenn das einzige Ziel der Einzelnen und Gruppen die Absicherung des eigenen Lebens und Wohlstandes ist, wie kann das noch zu einer gemeinsamen Kultur werden, zu einer Zivilisation, die anziehend und zukunftsfähig ist?“

„Gerade beim Jahreswechsel sollte uns klar sein, dass unsere Gesellschaft, unser Gemeinwesen Tugenden braucht, Menschen, die sich in Freiheit für das Gute entscheiden“, betont Kardinal Marx. Wer meine, „Politik könne auch das noch den Menschen abnehmen, irrt sich sehr“. Zwar seien gut funktionierende Institutionen der Maßstab für ein gutes Gemeinwesen, „und auch dafür müssen wir im Wahljahr 2017 eintreten. Aber letztlich können die Strukturen und Institutionen keinen Ersatz bieten für die Notwendigkeit, dass viele sich auf den Weg machen zu einem guten und gelingenden Leben.“ Christen könnten so im neuen Jahr zeigen, „dass wir ‚Salz der Erde‘ und ‚Licht der Welt‘ für unser Land sein wollen“, so der Erzbischof. „Mutlose und müde Christen sind das Letzte, was diese Gesellschaft und unser Land im neuen Jahr brauchen kann.“ Auch wenn „um uns herum in vielfacher Weise scheinbar ein ‚falsches Leben‘ stattfindet, dürfen wir uns die Wege zum richtigen, zum guten, zum glücklichen Leben nicht versperren lassen“.

Als Richtschnur nennt Kardinal Marx die christlichen Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß. „Klugheit ist jedem Menschen möglich. Es ist der gesunde Menschenverstand, der uns fähig macht, wahr und falsch auseinanderzuhalten, uns von Manipulation und Vorurteilen zu befreien, eben selber zu denken und unser Gewissen zu befragen.“ Der Beginn eines jeden glücklichen und guten Lebens sei deshalb „das immer neue Bemühen, Lüge und Wahrheit zu unterscheiden, Gut und Böse zu erkennen und danach zu handeln“.

(pm 31.12.2016 gs)








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