2016-12-25 09:06:00

D: Weihnachten - Aufforderung zum Widerstand


Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland haben zu Weihnachten zu einem friedlichen gesellschaftlichen Miteinander aufgerufen. Viele Bischöfe verurteilten Gewalt im Namen von Religion.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte, die Menschen sollten nicht zuerst den Gegensatz, die Angst, das Trennende und die Unterschiede wahrnehmen. Es komme vielmehr darauf an, im anderen „einen Mensch wie mich selbst" zu sehen: bedürftig und voller Hoffnung auf ein gutes oder besseres Leben. Das schrieb der Erzbischof in einem Beitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger".

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte in seiner Predigt zum Weihnachtsfest, in der Krippe von Bethlehem verbinde sich Gott mit der Erbärmlichkeit des Menschen: „Im Stall bleibt er bei den Obdachlosen, auf der Flucht geht Gott an der Seite aller Flüchtenden, mit den Gefolterten lässt er sich blutig schlagen." Weihnachten sei für Christen eine Aufforderung zum Widerstand, „wo die unbedingte Würde eines Menschen gefährdet oder geschändet ist".

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße warnte vor negativer Stimmungsmache, die auf Lüge, Verwässerung und Beschönigung aufbaut. Zwar seien persönliche Gefühle und Emotionen gut und wichtig, heißt es in seiner in Auszügen vorab veröffentlichten Weihnachtspredigt. „Nur dürfen wir uns von ihnen allein nicht bestimmen lassen." „Postfaktisch" meine „Emotionen statt Fakten und gefühlte Wahrheit statt Wahrheit", sagte Heße in Bezug auf das Wort des Jahres 2016. Das Christentum aber setze auf Fakten und Wahrheiten. „Jesus Christus ist keine Legende oder abstrakte Idee, sondern eine konkrete Person, ein Mensch."

Der Aachener Bischof Helmut Dieser verurteilte das Töten im Namen Gottes. „Dass die islamistischen Gewalttäter ihre Mordorgien mit dem Ruf verbinden ‚Gott ist groß'", sei die „perverseste Spitze" einer herrschenden Orientierungslosigkeit, sagte er im Aachener Dom. Viele Menschen hätten eine gute Orientierung in ihrem Leben verloren. Heil und Friede kämen aber allein von Gott. Wer das Heil von Drohnen, Waffen oder Cyberattacken erwarte, „der wird am Ende ein Fraß des Feuers, das er selbst geschürt hat".

Ähnlich äußerte sich der Münsteraner Bischof Felix Genn. „Wenn Menschen zerstört werden und wenn sich jemand dabei auf Gott beruft", regiere Gottlosigkeit, sagte er im Dom zu Münster. Dann sei Gott nur noch eine Chiffre. Wenn sich dagegen alle an Jesus Christus hielten, „gäbe es weder Aleppo, gäbe es nicht Mossul oder andere Kriegsgebiete, Terror und Gewalt, vor allem nicht Flucht und Vertreibung".

 

(kna 25.12.2016 ord)








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