2016-12-24 21:30:00

Christmette: „Lassen wir uns anfragen von den Kindern heute"


Um Jesus zu begegnen, muss man dorthin gehen, wo er ist, zum Kleinen, Schwachen, Ausgegrenzten: Papst Franziskus stellte in seiner Predigt bei der Christmette im Petersdom einmal mehr die Kleinheit des Kindes den Wünschen nach Größe gegenüber. Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten, zitierte er den Titusbrief, „er ist nahe, ist Mensch geworden und wird sich nie von unserem Menschsein lösen, das er sich zu Eigen gemacht hat.“

Diese Menschlichkeit Gottes im neugeborenen Kind sei das „immerwährende Zeichen“, um Jesus zu finden, „nicht nur damals, sondern auch heute.“

„Mit diesem Zeichen offenbart uns das Evangelium ein Paradox“, erläuterte der Papst die Botschaft vom Kind in der Krippe. „Es spricht vom Kaiser, vom Statthalter, von den Großen jener Zeit, aber dort taucht Gott nicht auf; er erscheint nicht im Nobelsaal eines königlichen Palastes, sondern in der Armut eines Stalls; nicht im Prunk der äußeren Erscheinung, sondern in der Einfachheit des Lebens; nicht in der Macht, sondern in einer Kleinheit, die überrascht. Und um ihm zu begegnen, muss man dorthin gehen, wo er ist: Man muss sich niederbeugen, sich erniedrigen, klein werden.“

Anfrage an uns heute

Das Kind sei eine Anfrage an uns Menschen auch heute, auf unsere „unersättlichen Ansprüche“ zu verzichten, „die ständige Unzufriedenheit und die Traurigkeit um irgendetwas, das uns immer fehlen wird, hinter uns zu lassen“.

Und wie das Kind in der Krippe, die Verkörperung von Schwachheit, die Menschen anfrage, so gelte das auch für die Wirklichkeit um uns herum. „Lassen wir uns auch anfragen von den Kindern, die heute nicht in einer Wiege liegen und von der Liebe einer Mutter und eines Vaters umhegt sind, sondern in den elenden „Futterkrippen der Würde“: im unterirdischen Bunker, um den Bombardierungen zu entkommen; auf dem Bürgersteig einer großen Stadt, auf dem Boden eines mit Migranten überladenen Schleppkahns. Lassen wir uns anfragen von den Kindern, die man nicht zur Welt kommen lässt; von denen, die weinen, weil niemand ihren Hunger stillt; von denen, die nicht Spielzeug, sondern Waffen in den Händen halten.“

Hoffnung und Traurigkeit – diese beiden Grundtönungen schrieb der Papst der Weihnacht zu. „Es hat einen Beigeschmack der Traurigkeit, weil die Liebe nicht aufgenommen und das Leben ausgesondert wird.“ Maria und Josef sei es geschehen, weil sie keine Unterkunft fanden, auch dem Neugeborenen Jesus sei mit Ablehnung oder Gleichgültigkeit begegnet worden. „Auch heute kann es dieselbe Gleichgültigkeit geben, wenn Weihnachten zu einem Fest wird, bei dem die Hauptfiguren wir sind und nicht Er; wenn die Lichter des Gewerbes das Licht Gottes in den Schatten stellen; wenn wir uns abmühen für die Geschenke und den Ausgegrenzten gegenüber gefühllos bleiben. Diese Weltlichkeit hat Weihnachten zur Geisel genommen, wir müssen es befreien.“

Traurigkeit und Hoffnung

Hoffnung sei dagegen der Geschmack des Festes, wenn trotz aller menschlicher Finsternis das Licht Gottes aufleuchten könne. „Sein freundliches Licht macht keine Angst; Gott, der in uns verliebt ist, zieht uns an mit seiner Zärtlichkeit, indem er arm und zerbrechlich in unserer Mitte zur Welt kommt, als einer von uns.“

Die Hirten hätten das begriffen, also jene, die damals zu den Ausgegrenzten gehört hätten. „Die Selbstsicheren, Selbstzufriedenen waren zu Hause bei ihren Angelegenheiten; die Hirten hingegen ‚eilten hin’. Lassen auch wir uns in dieser Nacht von Jesus anfragen und zusammenrufen, gehen wir vertrauensvoll zu ihm, von dem Punkt aus, in dem wir uns ausgegrenzt fühlen, von unseren eigenen Grenzen aus, von unseren eigenen Sünden aus. Lassen wir uns von der Zärtlichkeit berühren, die rettet. Nähern wir uns Gott, der uns nahe kommt, halten wir inne, um die Krippe anzuschauen, stellen wir uns die Geburt Jesu vor: das Licht und den Frieden, die extreme Armut und die Ablehnung. Treten wir mit den Hirten in die wahre Weihnacht ein, bringen wir das zu Jesus, was wir sind, unsere Ausgrenzungen, unsere nicht ausgeheilten Wunden. So werden wir in Jesus den wahren Geist von Weihnachten kosten: die Schönheit, von Gott geliebt zu werden.“

(rv 24.12.2016 ord)








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