2016-12-23 17:18:00

Führungswechsel bei Vatikan-Museen: Neue Räume erschließen


„Ich wurde immer für meine Arbeit geschätzt und respektiert und dafür bin ich dankbar“ – das sagt die Frau, die Papst Franziskus am Dienstag zur neuen Direktorin der Vatikanischen Museen ernannte: Die Kunsthistorikerin Barbara Jatta löst ihren Vorgänger und Landsmann Antonio Paolucci am ersten Januar ab und tritt die Leitung eines der meistbesuchten Museen der Welt an.

Den Papst habe sie nach ihrer Nominierung zwar noch nicht getroffen, so die Italienerin auf ihrer ersten Pressekonferenz an diesem Freitag im Vatikan. Erfreut über die neuen Aufgabe zeigte sich die designierte Direktorin aber allemal. Und zunächst zurückhaltend - auf die Frage nach einer „weiblichen Vision“ für die Vatikanischen Museen verwies Jatta auf die gesamte Belegschaft des Museumskomplexes. Wenn sie auch deutlich machte, dass sie sehr wohl weiß, worauf es hier ankommt.

„Wir haben Fachleute verschiedener Disziplinen, nicht nur Kuratoren, sondern auch Restauratoren und Personal in der Verwaltung in dieser großen Maschinerie. Denn vergessen wir nicht, die Museen sind ein großes Unternehmen mit vielen Angestellten, hier braucht es Aufmerksamkeit nicht nur die Kunstpflege betreffend, sondern auch in organisatorischer Hinsicht. Das sind zwei Gesichter eines einzigen Körpers, die harmonisch zusammenarbeiten müssen.“

Ihre Berufung an die Spitze der Vatikanischen Museen nannte die 54-Jährige laut der Katholischen Nachrichten-Agentur „eine Revolution“ in diesem Umfeld. Dass eine Frau diesen Posten bekleiden könne, sei „ein Zeichen für Veränderung, auch für moderne Zeiten“, wobei die Kirche immer auch eine Vorreiterrolle übernommen habe. Die Vatikanischen Museen zählen neben dem Metropolitan Museum in New York, dem Pariser Louvre und dem British Museum in London zu den größten der Welt.

Neue Räume zugänglich machen

Die Lenkung der jährlich sechs Millionen Besucher der Sammlungen bezeichnete Jatta als eine Herausforderung. Man wolle die Besucherströme „differenzieren und auch in Bereiche der Museen führen, die augenblicklich weniger besucht werden“, kündigte sie an. So wolle sie Reiseveranstalter und Touristenführer motivieren, Gruppen in Abteilungen der Museen zu bringen, die bislang abseits der üblichen Rundgänge lägen, aber dennoch attraktiv seien. Als Beispiele nannte Jatta das Museo Gregoriano Profano mit den Athletenmosaiken aus den Caracalla-Thermen und die etruskische Sammlung. Diese brauche sich „vor dem Etruskischen Museum in der Villa Giulia nicht zu verstecken“. Weiter verwies Jatta auf die jüngst restaurierte Galerie im Braccio Nuovo, einem Museumsflügel, der unter anderem die antike Kaiserstatue des „Augustus von Primaporta“ beherbergt.

Viele Projekte geplant

Konkrete Pläne für Veränderungen wollte Jatta nicht preisgeben, wenn sie auch verriet, dass der neue Webauftritt der Vatikan-Museen in einem Monat online geht. Sie habe „eine Menge Ideen“, vorerst gehe es aber um Kontinuität mit ihrem Vorgänger Antonio Paolucci, der die Museen seit 2007 leitete. Er habe „eine herausragende Arbeit geleistet“, so Jatta, die seit Juli als Vize-Direktorin und engste Mitarbeiterin von Paolucci amtierte. Für 2017 seien schon zahlreiche Projekte geplant, so die zukünftige Direktorin der Vatikanischen Museen:

„Wir planen eine große Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Rom zur Menora (dem jüdischen Siebenarmigen Leuchter, Anm.) im Bereich des ,Braccio Carlo Magno‘: Wir sind die Gastgeber im Vatikan und es wird auch einen Ausstellungsteil im Jüdischen Museum Rom geben. Es wird viele weitere Ausstellungen geben, eine in Lissabon anlässlich der Reise des Papstes nach Fatima und viele, viele andere Projekte in den verschiedenen Bereich. Sie alle aufzuzählen würde hier wohl zu weit führen.“

Der Papst besucht im Mai den portugiesischen Wallfahrtsort Fatima. Bei der Ausstellung in Lissabon sollen deshalb Marienbildnisse gezeigt werden.

Solidarität mit Erdbebenopfern

Auf der Pressekonferenz setzte Jatta ein Zeichen der Solidarität der Vatikanischen Museen mit der Bevölkerung im italienischen Erdbebengebiet. Verschiedene freiwillige Restauratoren seien in die betroffenen Städte geschickt worden, um zerstörte Kunstschätze und Gebäude neu zu erschließen. Insgesamt seien 25 Kirchen, sechs Freskenzyklen und viele weitere wichtige Werke gerettet worden, so die Kunsthistorikerin. Für diese Arbeit beziehe man lokale Produkte, um die Menschen der Gegend wirtschaftlich zu unterstützen, so Jatta weiter. 

Jatta war von 1981 bis 1996 für das Nationale Grafik-Institut Italiens tätig, dann wurde sie Leiterin des Kabinetts für Drucke in den Vatikanischen Museen. 2010 ernannte Benedikt XVI. (2005-2013) sie zusätzlich zur Kuratorin der Drucke in der Vatikanbibliothek.

 

(rv/kna 23.12.2016 pr)








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