2016-12-22 11:05:00

Nigeria: Fulani verüben ähnliche Massaker wie Boko Haram


Von 2006 bis 2014 wurden in Nigeria durch Terrorakte mehr als 12.000 Christen getötet und etwa 2.000 Kirchen zerstört. Diese Zahlen nannte Bischof Joseph Bagobiri vom Bistum Kafanchan im nigerianischen Staat Kaduna jetzt bei einem Besuch in der italienischen Niederlassung des Hilfswerks „Kirche in Not“. Vor allem wegen der islamistischen Terrorsekte Boko Haram steht Nigeria heute an dritter Stelle im „Global Terror Index 2016“.

Bischof Bagobiri weist allerdings darauf hin, dass Boko Haram nicht als einzige Organisation in dem afrikanischen Land Terror verbreitet: „In den letzten drei Monaten ist im südlichen Teil des Bundesstaats Kaduna eine Zunahme der Angriffe durch Fulani-Hirten festzustellen. Im Westen sei diese Terrorgruppe so gut wie unbekannt, so der Bischof weiter. Dabei habe die Fulani-Gruppe seit September 53 Dörfer niedergebrannt, 808 Menschen getötet und 57 verletzt. Mehr als tausend Häuser und 16 Kirchen seien zerstört worden.

Die Fulani sind als Volksgruppe vornehmlich Hirten. Dies hat seit jeher für Konflikte mit den Bauern der Region gesorgt. In letzter Zeit gehen die Angriffe jedoch weit über die klassischen Konflikte zwischen Hirten und Bauern hinaus. Denn die Hirten verfügen über „modernste Waffen, die es vorher nicht gab, etwa AK-47. Wir kennen allerdings ihre Bezugsquelle nicht“, so Bischof Bagobiri. Die Ursachen sind ebenfalls vielfältiger geworden. „Zu den herkömmlichen sozioökonomischen Gründen, etwa der Landverteilung und den mangelnden Weideflächen, kommen neue Ursachen, die das Ausmaß des Konfliktes verändern. Die Fulani sind Moslems. Das Land gehört christlichen Volksgruppen. Nun erkennen wir deutlich ein antireligiöses Motiv. Beide Ursachen sind zwar festzustellen, aber in letzter Zeit überwiegt die religiöse Komponente. Der Konflikt hat sich zu einer religiösen Verfolgung entwickelt.“

Dass in vielen Ortschaften besonders kleine, von Christen betriebene Geschäfte sowie die Kirchen angegriffen werden, spricht für Bischof Bagobiri eine deutliche Sprache. „Die Gewalt richtet sich nicht gegen eine bestimmte Volksgruppe, weil die Christen zu verschiedenen Volksgruppen gehören“, sagt der Bischof.

Für Bischof Bagobiri steht die terroristische Bedrohung im Zusammenhang mit der Zunahme des islamischen Fundamentalismus im Land und mit der Scharia, die in zwölf von den 36 nigerianischen Bundesstaaten eingeführt wurde, darunter auch im Staat Kaduna. Das islamische Gesetz führe zu „Ungleichheit und Diskriminierung. Denn islamische Gerichte lassen Muslime frei, die etwa Christen ermordet haben, weil sie der mutmaßlichen Blasphemie beschuldigt wurden“, erläutert Bischof Bagobiri.

(pm kirche in not 22.12.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.