2016-12-17 10:01:00

Papst an seinem Geburtstag: „Alter ist Sitz der Weisheit“


Eine kleine Meditation über Alter, Weisheit und Erinnerung legte Papst Franziskus an seinem 80. Geburtstag vor. Er feierte an diesem Samstag morgens um acht die Messe mit den in Rom residierenden Kardinälen, nicht in der schlichten Kapelle seines Residenz Santa Marta, sondern in der größeren und prachtvollen Paulinischen Kapelle im Apostolischen Palast. Der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Angelo Sodano, sprach im Namen aller die Glückwünsche für das 80-jährige Geburtstagskind aus. Franziskus bat die Kardinäle, für ihn zu beten, damit sein Alter ein Lebensabschnitt sei, der „Freude, Weisheit und Hoffnung" schenkt. In seiner Predigt ging Franziskus - ausgehend vom Tagesevangelium nach Matthäus (Mt 1, 1-17), bei der das Stammbaum Jesu vorgetragen wird - auf das „sich erinnern“ ein.

Die Adventszeit sei eine Zeit „großer Erwartungen“, doch mit dem Tagesevangelium von diesem Samstag werde ein „Moment des Innehaltens“ eingefügt. „Was bedeutet das? Es geht darum, dass wir uns erinnern sollen. Erinnere dich, schau zurück, dann siehst du auch deinen Weg, den du beschreiten sollst“, so der Papst.

Dieser Blick in das Deuteronomium schenke den Gläubigen Kraft, fügte er an. „Man muss sich erinnern, um besser vorwärts zu gehen. Das ist die Güte der Erinnerung. Bitten wir heute darum, niemals zu vergessen“, fügte Franziskus hinzu.

Damit verbunden sei das Erinnern an die Liebe. „Das ist ein so großes Gut, das wir von Gott erhalten haben“, sagte Franziskus. „Und mit dieser Liebe müssen wir die Geschichte der Kirche und eines jeden Einzelnen betrachten: woher kommen wir, wer sind unsere Vorfahren? Diese Erinnerung tut uns gut, sie macht das Abwarten auf Weihnachten noch intensiver.“

Die Säulen des Christseins seien das „auserwählte Volk“, der „Weg des Heilsversprechens“ und die Kraft „der Bündnisse mit Gott“, erläuterte der Papst.

„Unsere Vorfahren haben uns dieses Versprechen mit auf den Weg gegeben, damit wir weitergehen, wie es unsere Vorfahren gemacht haben und am Ende wird dieses Versprechen ihre Vollendung finden.“ Es gehe also darum, zurückschauen, um vorwärts zu gehen, fasste Franziskus zusammen.

Wenn man an die Adventszeit denke und auch an das Tagesevangelium mit seinem „simplen Aufzählen“ der Vorfahren Jesu, dann erkenne man darin auch, dass die Geschichte dieser Menschen einerseits die Geschichte schöner Momente „der Treue zu Gott“, aber gleichzeitig auch weniger erfreuliche Augenblicke der Sünde gewesen seien. „Unter den aufgezählten Namen gibt es große Sünder“, so der Papst. Doch immer könne man auf den Herrn hoffen, der auch den größten Sünder aufnehme und auf ihn warte. „In dieser wachsamen Haltung möge uns nie die Güte der Erinnerung fehlen“, erbat der Papst. „Das heute Evangelium mag langweilig klingen, aber es ist die Geschichte von Gott, der mit uns gehen will, der sich dann am Ende mit uns vereint.“

Zuletzt richtete der Papst noch einige Worte des Dankes an die Kardinäle. „Seit einigen Tag kommt mir ein Wort in Erinnerung, was hässlich klingt: das Alter. Das macht ein bisschen Angst. Gestern hat man mir noch dazu das Buch ,De senectute´ (über das Alter) von Cicero geschenkt, das ist noch ein Scherflein mehr“, scherzte der Papst.

„Und ich erinnere mich, was ich euch am 15. März 2013 gesagt habe, beim ersten Treffen: Das Alter ist der Sitz der Weisheit. Hoffen wir, dass dies auch für mich so gilt! Ich glaube, Plinius hat das so formuliert: mit ruhigen Schritten kommt das Alter auf dich zu … Es kommt wie der Blitz! Aber wenn man es auffasst als jenen Lebensabschnitt, der dazu da ist, Freude, Weisheit und Hoffnung zu geben, dann fängt man von Neuem an zu leben. Und mir kommt noch ein anderes Gedicht in den Sinn, das ich euch damals zitiert habe: „Es ist ruhig, das Alter, und fromm“ [Hölderlin]. Und der Papst schloss mit einer Bitte an die Kardinäle: „Betet für mich, damit mein Alter so sei: ruhig, religiös und fruchtbar. Und auch freudig.“

(rv 17.12.2016 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.