2016-12-16 11:58:00

Indonesien: Christlicher Gouverneur doch an der Spitze?


Der christliche Gouverneur von Jakarta wird offenbar aktuell wieder als Favorit für die Gouverneurswahl im Februar gehandelt, trotz des gegen ihn laufenden Blasphemie-Prozesses. Laut einer Umfrage des Indonesian Survey Institute (LSI) wollen 31,8 Prozent der Befragten bei der Wahl für Amtsinhaber Basuki „Ahok" Tjahaja Purnama stimmen, berichtete das Nachrichtenportal Jakarta Globe am Freitag. Nach Bekanntwerden des Blasphemievorwurfs waren seine Umfragewerte zunächst eingebrochen.

Der Blasphemie-Prozess gegen Basuki Tjahaja Purnama stellt das friedliche Zusammenleben der Religionen im größten islamischen Land der Welt auf die Probe. So beschreibt der Päpstliche Nuntius in Jakarta, Antonio Guido Filippazzi, gegenüber Radio Vatikan die Atmosphäre im Land. Im Kontext der Gerichtsverhandlung, deren nächste Runde am 20. Dezember stattfinden wird, herrsche in der Haupststadt aktuell eine „hochgespannte Atmosphäre“, berichtet der Vatikanvertreter, wenn auch gewalttätige Reaktionen bei den Demos von Anhängern und Gegnern des prominenten Politikers zuletzt ausblieben.

„Man kann sagen, dass viele Vertreter der muslimischen Bevölkerung dem Gouverneur gegenüber feindlich gesinnt sind. In der nicht-muslimischen Minderheit gibt es hingegen Angst vor Diskriminierung und Gewalt. Die Atmosphäre der sozialen und religiösen Harmonie, die Indonesien charakterisiert, scheint ein wenig beeinträchtigt zu sein, da gibt es einen Schatten, der über dem nahenden Weihnachtsfest liegt… Nach einigen Diskriminierungen gegen Christen hat man sich allerdings beeilt zu versichern, dass die Christen auch dieses Weihnachten frei die Geburt des Herrn feiern können.“  

Der Nuntius zeichnet ein komplexes Bild der Gemengelage in Indonesien. Basuki Tjahaja Purnamas Politik habe unter Muslimen teilweise auch Zustimmung gefunden, so habe er in seiner Amtszeit zum Beispiel veranlasst, mehrere Moscheen zu bauen. Dass der Vertreter der christlichen Minderheit im Land trotz des gegen ihn geführten Prozesses in Umfragen aktuell offenbar vorn liegt, sei auf seine öffentlichen Leistungen zurückzuführen, sagt auch der Leiter des Indonesian Survey-Institutes (LSI), das den Stimmungswandel in der Bevölkerung dokumentierte. „Die Kontroverse um den Fall verliert ihren Effekt. Die Leistungen der Kandidaten in ihren öffentlichen Ämtern werden wieder der dominierende Faktor für die Entscheidung der Wähler", so Kuskridho Ambardi vom LSI. In diese Richtung geht auch die Aussage des Päpstlichen Nuntius: 

„Generell wurde seine Administration wegen ihrer Effizienz und Umsetzungskraft geschätzt. Man muss allerdings auch anmerken, dass der Gouverneur teilweise etwas starke Worte wählt und sich mit einigen sehr entschiedenen Auftritten Feinde gemacht hat. Andererseits gibt es Gruppen, die von Anfang an regelmäßig gegen ihn demonstriert haben. Drittens gibt es die politische Frage, wer Jakarta regieren soll: Es gibt Leute, die sagen, dass es beim Prozess nur vordergründig um religiöse Fragen geht, sondern darum, einen Kandidaten auszubooten, der vor der Anklage als sicherer Sieger galt…“

...und jetzt offenbar wieder: Der christliche Gouverneur von Jakarta wird laut einer aktuellen Umfrage wieder als Favorit für die Wahl zum Gouverneur von Jakarta gehandelt, trotz des gegen ihn laufenden Blasphemie-Prozesses. 

(rv/kna 16.12.2016 pr)








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