2016-12-16 11:25:00

Domspatzen-Missbrauch: Müller will Aufarbeitung unterstützen


Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, will die Aufarbeitung der Misshandlungs- und Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen unterstützen. Bei dem weltberühmten Regensburger Knabenchor war es zwischen 1953 und 1992 in Hunderten Fällen zu körperlicher und sexueller Gewalt gekommen. Er wolle mit Rechtsanwalt Ulrich Weber zusammenarbeiten, der im Auftrag des Bistums Regensburg die Missbrauchsfälle untersucht, sagte der frühere Regensburger Bischof der „Passauer Neuen Presse“ am Freitag. Der Kurienkardinal erklärte, was er zur Aufklärung der Straftaten beitragen könne, das werde er Weber mitteilen.

Die Frage, ob er zu einem Gespräch mit Opfervertretern bereit sei, beantwortete Müller mit dem Hinweis, persönliche seelsorgerliche Gespräche blieben „ihrer Natur nach vertraulich“. Solche Gespräche waren von Opfervertretern gefordert worden.

Bischof Voderholzer „setzt Begonnenes fort“

Der Geistliche betonte, dass er in seiner Funktion als Oberhirte „ab Frühjahr 2010 nach den erstmaligen Meldungen dieser schweren Delikte an die Bistumsleitung den Aufklärungsprozess initiiert und strukturiert“ habe. Er sei „froh und dankbar“, dass unter seinem Nachfolger Rudolf Voderholzer „das 2010 Begonnene mit großem Engagement fortgesetzt wird“.

Der Versuch, „einen früheren Bischof von Regensburg gegen den jetzigen auszuspielen“, scheitere angesichts der Tatsachen, so Müller weiter. „Die gezielt verbreiteten postfaktischen Behauptungen, ich hätte die Aufklärung sogar noch drei Jahre über das Ende meiner Amtszeit am 1. Juli 2012 hinaus verzögert und sogar verhindert, sind schlichtweg falsch, weil sie den Tatsachen widersprechen.“

Missbrauchsopfer lobten Bischof Voderholzer

Rudolf Voderholzer, der seit Januar 2013 Bischof von Regensburg ist, war im Oktober erstmals gemeinsam mit Betroffenen in der Öffentlichkeit aufgetreten. Dabei hatte er die Vorgänge zu den „bedrückendsten Erfahrungen und schwersten Lasten meiner Amtszeit“ gezählt. Widerholt bat er die Opfer öffentlich um Vergebung und bedauerte zugleich, dass frühere Versuche einer Selbstkorrektur „zu wenig wirksam“ gewesen und Ausmaß und Schwere der durch nichts zu rechtfertigenden Übergriffe unterschätzt worden seien.

Betroffene des Missbrauchs hatten sich dankbar für Voderholzers Initiative gezeigt. „Wir traten an mit einem Forderungskatalog, der bewusst sehr hoch angesetzt war - nach heutigem Stand wissen wir, dieser Forderungskatalog ist erfüllt“, sagte der ehemalige Domspatz Alexander Probst nach dem gemeinsamen öffentlichen Auftritt mit dem Bischof vom Oktober. Dies sei ein Ergebnis, „von dem wir jahrelang geträumt haben“. Die übrigen Opfer und er hätten sehr viel kämpfen müssen, um ernst genommen zu werden. „Es war ein Aufbruch nach vielen Jahren des Stillstands“, sagte Peter Schmitt, ebenfalls Betroffener.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hatte im Kontext des Auftritts angemerkt, die Aufarbeitung sei in Regensburg nach 2010 zunächst „nicht gut gelaufen“. Kardinal Müller, von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg, hatte mit Blick auf Missbrauchsfälle bei den Domspatzen bis zu seiner Amtsübergabe an Voderholzer von „Einzelfällen“ gesprochen.

(kna/rv 16.12.2016 pr)








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