2016-12-16 09:37:00

Dem Papst zum 80. Geburtstag: Franziskus, der Prediger


Was tut Papst Franz eigentlich Revolutionäres? Er predigt. Jeden Morgen in einer Kapelle, wie ein Dorfpfarrer. Der Pfarrer von Santa Marta, wenn man so will. Messe ohne Pomp, Predigt ohne Manuskript: In dieser Schlichtheit und Spontaneität ist Papst Bergoglio ganz bei sich. Putzfrauen oder Gärtner knien bei seiner Frühmesse neben hohen Prälaten oder Botschafterinnen; hinterher steht Franziskus im Foyer des Gästehauses und unterhält sich noch ein wenig mit seinen Gästen. Hier fängt sie an, seine Revolution: eine Revolution der Einfachheit. Der Papst ist in erster Linie ein Seelsorger, und genau das gibt der Kirche ein anderes Gesicht.

Vor allem eines sind diese Predigten: kurz. Der Papst wählt immer einfache (manchmal sogar selbstgemünzte, aus dem Spanischen ins Italienische hinüber erfundene) Worte. Nennt praktische Beispiele. Macht auch mal einen Witz. Zum Schluß der Predigt steht meist ein Gebet, das das Ganze noch einmal bündelt. Es ist die tägliche Dosis des Spontifex Maximus aus Rom – aber immer gut vorbereitet, durchdacht, durchbetet.

Franziskus’ Verständlichkeit ist nicht Einfalt, sondern Programm: Er will auf Augenhöhe zu den Menschen sprechen. Will ihr Bruder sein und nicht eine Art Gottkönig. Mit der triumphalistischen Tradition des Papsttums hat dieser Papst gründlich gebrochen, und zwar gerade durch seine täglichen Dorfpfarrer-Auftritte im Vatikanhotel. Schon deswegen gehören die Predigten zum Bleibenden dieses Pontifikats. 

Stefan v. Kempis, Radio Vatikan








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