2016-12-15 09:07:00

Ö: „Papst will Konzil umsetzen und muss dabei querdenken"


Papst Franziskus bemüht sich konsequent um die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils und muss in diesem Bemühen mitunter auch ein innerkirchlicher Provokateur und Querdenker sein: Dieses Resümee hat der Jesuit und Chefredakteur der Zeitschrift „Stimmen der Zeit", P. Andreas Batlogg gezogen. In einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Furche" zum 80. Geburtstag des Papstes betont Batlogg, dass dieser nicht lehrmäßig auf die Zeit reagieren wolle. Er wolle vielmehr „das Konzil umsetzen - und Türen öffnen", so der Jesuit: „Hinter verschlossenen oder verschlossen geglaubten Türen warten Möglichkeiten. Das löst Angst aus."

Ein Papst, der „ausprobiert"...

Papst Franziskus probiere aus - und wenn eine Idee misslinge, folge die nächste. Batlogg: „Manches kommt spontan. Aber von Herzen: Wie das Jahr der Barmherzigkeit, das mit dem Schließen der Heiligen Pforten nicht einfach zu Ende ist." Der Papst verstehe Barmherzigkeit als Programm der Kirche, nicht nur seines Pontifikats. Dass Papst Franziskus polarisiert und die Kirche spaltet, seien „absurde Unterstellungen", betont Batlogg, „geschürt meistens von Frustrierten, die päpstlicher als der Papst sein wollen", oder vom „Feuilletonkatholizismus", der meint, „päpstliche Entscheidungen mit Kommentaren beeinflussen zu können".

...und „verunsichert"

Viele in der Kirche seien freilich durch diesen Papst auch sehr verunsichert. Den einen regiere Franziskus zu wenig, den anderen zu autoritär; den einen lehre er zu wenig, für andere überhaupt nicht. Und manche würden sich - wie der Philosoph Robert Spaemann - zu der Behauptung versteigen, mit „Amoris laetitia" sei „das Chaos" gleichsam „mit einem Federstrich zum Prinzip erhoben" worden. Andere befürchteten einen Imageschaden für das Papstamt, wenn zu sehr auf Kollegialität und Dezentralisierung gesetzt wird. Und der Papst „lächelt ... - und geht seinen Weg weiter".

Franziskus nehme Kommentare, Sticheleien und Angriffe freilich durchaus zur Kenntnis. Batlogg erinnert etwa an ein Interview mit der Zeitung „Avvenire". Darin habe der Papst zu Vorwürfen, er verunsichere die Kirche, darauf hingewiesen, es müsse „im Fluss des Lebens unterschieden" werden, „Amoris laetitia" werde nach wie vor nicht verstanden, es gebe keine weiteren Interpretationen, man könne nicht nur nach dem Schema „Schwarz und Weiß" denken und handeln. Der Papst sehe in den Vorwürfen auch „die Unfähigkeit, das Zweite Vatikanische Konzil wirklich und wirksam zu rezipieren", so Batlogg.

Werbung für die „Unterscheidung der Geister"

Papst Franziskus suche auch Verbündete „und er braucht sie", so der Jesuit weiter. Als Papst wolle er Diener sein. Die Grundgeste seines Pontifikats sei das Sich-Herabbeugen, wie er es bei der Fußwaschung am Gründonnerstag 2013, wenige Tage nach seiner Wahl, an zwölf Strafgefangenen im römischen Jugendgefängnis Casal del Marmo vollzogen hatte. Das Foto dazu habe Symbolcharakter bekommen.

Batlogg abschließend: „Der beste Jesuit ist derzeit sicher der Papst. Er ist ein perfekter Werbeträger ignatianischer Spiritualität." Die Kunst der Unterscheidung der Geister sei wichtig für die Kirche, „Papst Franziskus erwähnt das, wo er nur kann".

(kap 15.12.2016 pr)








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