2016-12-14 18:07:00

Brasilianischer Befreiungstheologe Kardinal Arns gestorben


Kardinal Paulo Evaristo Arns, prominenter Befreiungstheologe und Menschenrechtler in Brasilien, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Sao Paulo an Organversagen, wie brasilianische Medien melden. Er war der letzte lebende Kardinal, der noch von Papst Paul VI. zum Kardinal ernannt wurde. Kardinal Odilo Scherer, Erzbischof von Sao Paulo, bezeichnet ihn in der Pressemitteilung zu Arns Tot als Geschenk Gottes. Arns Nachfolger würdigte ganz besonders sein mutiges Engagement für die Verteidigung der Menschenwürde und der unveräußerlichen Menschenrechte.

Während der Militärdiktatur (1964-1985) protestierte der deutschstämmige Arns gegen die Verbrechen des Regimes. Seit dem Übergang zur Demokratie mobilisierte er Kirche und Sozialbewegungen gegen Ungerechtigkeit, Folter und unmenschliche Arbeitsbedingungen.

Arns lebte seit einigen Jahren zurückgezogen in einer franziskanischen Ordensgemeinschaft in Taboao da Serra im Großraum Sao Paulo. Zuletzt verzichtete er weitestgehend auf öffentliche Auftritte und widmete sich Medienberichten zufolge der Lektüre und Übersetzung religiöser Texte. 

Der 14. September 1921 im südbrasilianischen Forquilhinha geborene Sohn deutscher Einwanderer trat bereits mit 18 Jahren in den Franziskanerorden ein. Später studierte er an der Pariser Sorbonne; 1970 wurde er im Alter von 49 Jahren zum Erzbischof von Sao Paulo sowie 1973 zum Kardinal ernannt. 1985 rief Arns gemeinsam mit seiner Schwester, der Kinderärztin Zilda Arns Neumann, die Kinderpastoral der katholischen Kirche Brasiliens ins Leben. 1998 trat er aus Altersgründen als Erzbischof zurück. Weltliche Auszeichnungen durch Vereinte Nationen, Regierungen, Menschenrechtsorganisationen und Universitäten folgten. 

In den 80er Jahren leitete Arns das Projekt „Brasil: Nunca Mais“ (Nie wieder) über die Verbrechen der Militärdiktatur. Es sammelte heimlich Dokumente über die Verbrechen der Militärs. 1985, kurz nach Ende der Diktatur, wurden die Ergebnisse in Buchform veröffentlicht. Das Projekt gilt bis heute als die ausführlichste Aufarbeitung der damals begangenen Verbrechen durch den Staatsapparat.

1992 war Arns in der Dominikanischen Republik in einen Unfall mit bis heute nicht eindeutig geklärter Ursache verwickelt. Er selbst betonte stets, dass er den Unfall als Attentatsversuch ansehe.

(rv/kna 14.12.2016 pdy)








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