2016-12-09 12:34:00

Berlins Bürgermeister wirbt im Vatikan für Integration


Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat im Vatikan bei einem internationalen Bürgermeistertreffen für eine bessere Integration von Flüchtlingen und für Kooperation zwischen den Kommunen geworben. Ein gerechtes und humanes Europa nach der Vision von Papst Franziskus sei möglich, „wenn wir weniger Energie in die Abschottung investieren und uns gemeinsam für einen humanen Umgang mit den Geflüchteten stark machen“, sagte Müller am Freitag.

Müller nimmt mit mehr als 70 Stadtoberhäuptern aus Europa und Nordafrika an einer Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften zur Flüchtlingsfrage teil. Am Samstag ist eine Audienz bei Papst Franziskus vorgesehen. Müller gehört der evangelischen Kirche an. Insgesamt sind aus Deutschland 21 Bürgermeister angereist.

Nachdrücklich verlangte Müller mehr Unterstützung bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. Städte und Kommunen sollten ihre jeweiligen nationalen Regierungen und die EU-Kommission „nicht nur mit dem städtischen Know-How beraten, sondern sie auch für diese große Aufgabe in die Pflicht nehmen“. Er fügte hinzu: „Man kann mit der Integrationsleistung, die noch viele Jahre vor uns liegt, die Städte nicht alleine lassen.“

Die Tagung unter dem Motto „Europa - Flüchtlinge sind unsere Brüder und Schwestern“ ist die zweite derartige Begegnung des Vatikan. Im Juli 2015 hatten die Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften eine ähnliche Konferenz zum Thema „Moderne Sklaverei und Klimawandel“ organisiert. Nach eigenen Angaben wandte sich der Vatikan damals an die Stadtchefs, weil sie Schlüsselfiguren im Kampf gegen beide Phänomene seien.

Müller warb für das europäische Städtenetzwerk, in dem sich mit Berlin unter anderem Amsterdam, Athen, Barcelona, Helsinki und die EU-Generaldirektion zusammengeschlossen haben. Integration nannte er „eine Aufgabe, die uns noch viele Jahre fordern wird“. Zugleich liege darin eine „Chance, den Hetzern, den Nationalisten und den immer stärker werdenden Populisten Einhalt zu gebieten“. Diese böten keine Lösungen, sondern wollten „Arme gegen noch ärmere Menschen ausspielen“, so Müller.

Der Berliner Bürgermeister sprach sich für Integrationsleistungen unabhängig von der Aufenthaltsdauer der Zugereisten aus. Auch für jene, die wieder in ihre Heimat zurückwollten oder zurückmüssten, müsse ein gutes Zusammenleben des Miteinanderlebens möglich sein. „Dafür ist die Sprache von entscheidender Bedeutung“, sagte Müller. Er verwies auf den Berliner „Masterplan“ für eine Integration, der auf die Bereiche Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe ziele und unter anderem „Willkommensklassen“ in den Schulen und eine Kooperation mit Hochschulen und Handwerksbetrieben umfasse.

Angesichts des Leidens etwa in Aleppo müsse eine europäische Solidarität „eine Selbstverständlichkeit“ sein, sagte Müller. Humanität und Empathie habe allen zu gelten, „ganz gleich, ob sie Christen, Muslime oder Juden sind“. Müller erinnerte seine Amtskollegen dabei an die Geschichte des Mauerfalls: Damals hätten sich „alle geschworen, an einer Welt ohne Mauern und Stacheldraht zu bauen“.

(kna 09.12.2016 pdy)








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