2016-12-06 10:06:00

Norwegen: Schwere Finanzvorwürfe gegen Kirche


Die katholische Kirche und das staatliche Kulturamt stehen sich derzeit wegen einer Forderung nach einer Millionen-Rückzahlung von 40 Millionen Kronen – umgerechnet 4,4 Millionen Euro – vor Gericht gegenüber. Wie RP-Online berichtet, handele es sich um einen „aufsehenerregenden Prozess“, da die landesweit verantwortliche Diözese Oslo zwischen 2010 und 2014 die Anzahl der Katholiken in Norwegen „kräftig nach oben frisiert“ habe.

Gemäß der Statistik stieg nämlich die Anzahl der katholischen Gläubigen von 66.000 auf 140.000 an. Den Kirchenangestellten wird vorgeworfen, sie hätten in den örtlichen Telefonbücher nach Namen von Einwanderern gesucht, die darauf hindeuteten, dass sie aus mehrheitlich katholischen Ländern stammten. Danach soll die Kirche das in Norwegen weitgehend öffentliche Melderegister genutzt haben, um die Geburtsdaten der Auserwählten ordnungsgemäß in das Mitgliederregister einzutragen. Die Betroffenen hingegen wurden nicht gefragt.

Rund 7.000 Befragte hätten nach der Aufdeckung des Skandals angegeben, nicht Mitglied in der katholischen Kirche sein zu wollen. Die Dunkelziffer sei ungewiss. Von Seiten der Kirchenvertreter hieß es, dass die neu eingetragenen Mitglieder, etwa wenn sie aus Südamerika oder Polen kämen, „mit Sicherheit katholisch getauft seien und sicher nichts gegen die Aufnahme ins Mitgliederregister hätten“. Das Bistum Oslo wolle lediglich staatliches Geld für jene Mitglieder zurückzahlen, die ausdrücklich nicht zur Kirche gehören möchten.

Gegen den Finanzchef der Kirche wurde zudem Anklage wegen groben Betrugs erhoben. Er sei für die jährliche Meldung der Mitgliederzahlen an den Staat verantwortlich, begründete die Staatsanwaltschaft. Für eine Strafverfolgung des Osloer Bischofs Bernt Eidsvig seien dagegen nicht genug Anhaltspunkte dafür gefunden wurden, dass er von der Rekrutierungspraxis wusste.

(rp-online 06.12.2016 mg)

 








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