2016-12-03 12:34:00

Papst: „Den Schrei der Armen nicht überhören“


„Diese Wirtschaft tötet“ gehört zu den bekanntesten Sätzen von Papst Franziskus. An diesem Samstag hat er nachgelegt und einen neuen Sozialpakt für das 21. Jahrhundert gefordert. Die Welt brauche dringend „inklusivere und gerechtere Wirtschaftsmodelle“ – nichts „Abstraktes“, sondern „konkrete Ideen und effizientes Handeln“.

„Wenn wir den Schrei so vieler Brüder und Schwestern in jedem Teil der Welt überhören, dann verweigern wir ihnen nicht nur ihre Rechte und Werte, die sie von Gott empfangen haben – wir verschließen uns auch ihrer Weisheit und hindern sie daran, die Welt mit ihren Talenten, ihren Traditionen und Kulturen zu bereichern. So ein Verhalten verschlimmert das Leiden der Armen und Ausgegrenzten, und es macht uns auch selbst ärmer: nicht nur materiell, sondern auch moralisch und spirituell.“ Franziskus sprach zu den Teilnehmern des „Global Forum“, das „Fortune“ und „Time“ dieses Jahr in Rom ausrichten. Unter ihnen sind führende Köpfe aus der Geschäftswelt und der internationalen Politik.

„Unsere Welt ist heute von großer Unruhe gekennzeichnet. Die Ungleichheit zwischen den Völkern wächst; Krieg, Armut, Migranten- und Flüchtlingsbewegungen betreffen viele Gemeinschaften. Die Menschen wollen in dieser Lage ihre Sorgen und Ängste ausdrücken, sie wollen ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten können und teilhaben an den Ressourcen und der Entwicklung, die zu oft nur einigen wenigen vorbehalten sind. Allerdings erleben wir auch einen Moment der Hoffnung. Denn wenn wir das Böse in unserer Mitte identifizieren, können wir versuchen, es zu heilen, indem wir die richtige Therapie anwenden.“

Zu dieser Therapie gehörten als erste Schritte „eine institutionelle und eine persönliche Bekehrung“, fuhr der Papst fort: „eine Änderung des Herzens“, eine „grundlegende Erneuerung“. Dabei gehe es nicht nur um die Marktwirtschaft, nein, er rede hier „vom Gemeinwohl der Menschheit“. Jeder Mensch habe ein Recht darauf, „an den Ressourcen des Planeten teilzuhaben und die gleichen Chancen wie andere zu erhalten, um sein Potential zu entfalten“.

Bekehrung und Großzügigkeit

„Unsere große Herausforderung besteht darin, auf das weltweite Niveau von Ungerechtigkeit zu antworten, indem wir einen örtlichen, ja persönlichen Sinn für Verantwortung fördern, so dass keiner mehr von der sozialen Teilhabe ausgeschlossen wird. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Wie können wir uns gegenseitig und unsere Gemeinschaften besser dazu bringen, dass sie auf die Leiden und Bedürfnisse – ob in der Ferne oder mitten unter uns – antworten. Die Erneuerung, die Reinigung und die Stärkung solider Wirtschaftsmodelle hängt von unserer persönlichen Bekehrung und Großzügigkeit gegenüber den Bedürftigen ab.“

Um die „Institutionen und Wirtschaftsstrukturen“ zu ändern und wieder stärker auf den Menschen auszurichten, sei Kreativität wichtig, betonte der Papst. Und: Reformen fänden nicht im luftleeren Raum statt.

„Ich bitte Sie, in Ihre Anstrengungen die mit einzubeziehen, denen Sie zu helfen versuchen. Geben Sie ihnen eine Stimme, hören Sie ihren Geschichten zu, lernen Sie von ihren Erfahrungen und versuchen Sie ihre Bedürfnisse zu verstehen! Sehen Sie in Ihnen einen Bruder, eine Schwester, einen Sohn, eine Tochter, eine Mutter, einen Vater. Schauen Sie auch mitten in den Herausforderungen von heute denen ins Gesicht, denen Sie zu helfen versuchen!“

(rv 03.12.2016 sk)








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