2016-11-29 12:58:00

Papstmesse: „Echte Demut, keine Theater-Demut“


Nicht den Schlauen und Gelehrten, sondern „den Kleinen offenbart der Herr die Geheimnisse des Heils, sein eigenes Geheimnis“. Das sagte Papst Franziskus bei seiner Frühmesse vom Dienstag. Der entsprechende Lobgesang Jesu auf seinen himmlischen Vater, den das Lukasevangelium im 10. Kapitel wiedergibt, ist nach Ansicht des Papstes in gewisser Weise schon bei Jesaja vorgezeichnet. Auch der alttestamentliche Prophet spreche von einem „kleinen Spross aus der Wurzel Isais“, nicht etwa von einem Heer, das die Befreiung bringen werde.

„An Weihnachten werden wir dann diese Kleinheit sehen: ein Kind, einen Stall, eine Mami, einen Papi. Die kleinen Dinge. Große Herzen, aber eine Haltung wie die Kleinen. Und auf diesem Spross wird sich der Geist des Herrn, der Heilige Geist, niederlassen, und dieser kleine Spross wird die Tugend der Kleinen haben, und die Gottesfurcht... Gottesfurcht ist nicht Angst – nein. Sie besteht darin, das Gebot, das Gott einst dem Abraham gab, ins Leben umzusetzen: Du aber wandle in meiner Gegenwart... Demütig. Das ist Demut. Gottesfurcht ist Demut.”

Und nur die Kleinen und Geringen verstünden wirklich zu ermessen, was Demut sei, fuhr Franziskus fort. Sie gingen nämlich „vor dem Herrn“ und spürten, dass er ihnen „die Kraft zum Vorwärtsgehen“ gebe. Und genau das sei die wahre Demut: „Die Demut, die christliche Demut leben, bedeutet, diese Gottesfurcht zu haben, die keine Angst ist, sondern die sagt: Du bist Gott, ich bin ein Mensch, ich gehe so voran mit den kleinen Dingen des Lebens, aber in deiner Gegenwart und so aufrecht wie möglich. Die Demut ist die Tugend der Kleinen, die wahre Demut – nicht die Theater-Demut, nein, die nicht. Nicht die Demut dessen, der sagt: Ich bin demütig und stolz darauf! Nein, das ist nicht die wahre Demut. Die Demut des Kleinen ist die, die in der Gegenwart des Herrn wandelt, nicht schlecht von anderen spricht, nur ans Dienen denkt, sich als der Allerkleinste fühlt... Hier ist die Kraft!“

Demütig sei auch Maria gewesen – die junge Frau, auf die Gottes Wahl gefallen sei, um seinen Sohn in die Welt zu schicken. Gleich nach der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel sei Maria zu Elisabeth geeilt, habe dort aber nichts von dem Vorgefallenen erzählt. „So ist die Demut“, urteilte der Papst: „freudig über den Blick Gottes“, „voller Jubel“. „Wenn wir auf Jesus schauen, wie er voll Freude jubelt, weil Gott sein Geheimnis den Demütigen offenbart, dann können wir für uns alle um die Gnade der Demut bitten, um die Gnade der Gottesfurcht, um das Gehen vor seinem Angesicht... Und mit dieser Demut können wir wachsam werden im Gebet, tätig in der geschwisterlichen Liebe und voller Freude im Gotteslob.“

(rv 29.11.2016 sk)








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