2016-11-27 11:26:00

Glaube und Wissenschaft: „Keine Kinder des Chaos“


„Es gibt eine Logik, die die Welt leitet. Wenn diese Logik nicht existieren würde, hätte ich rein gar nichts entdecken können“ – so erklärt sich der italienische Kernphysiker Antonino Zichichi, Teilnehmer der laufenden Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, die Früchte seines wissenschaftlichen Wirkens. Der ehemalige Präsident des nationalen Institutes für Kernphysik ist bekennender Katholik; Wissenschaft und Glauben stellen für ihn keinen Widerspruch dar:

„Die Botschaft der Wissenschaft ist, dass wir Kinder einer Logik sind und nicht des Chaos! Wenn wir Kinder einer Logik sind, wer ist der Autor dieser Logik? Die atheistische Kultur antwortet: niemand, kann das aber nicht zeigen. Wenn das wahr wäre, wäre ich arbeitslos, denn es gäbe keine Logik, es herrschte Chaos. Chaos kann aber nicht die Grundlage sein, denn dann müssten wir das Chaos entdecken. Stattdessen entdecken wir jedoch immer neue Gesetze, neue Regelmäßigkeiten, die bestätigen, dass es eine Logik gibt.“

Zichichis Kollege, der britische Astrophysiker Stephen Hawking, sieht das anders. Er ist überzeugt davon, dass sich das Universum spontan selbst aus dem Nichts geschaffen hat, ohne göttlichen Schöpfungsakt. Beide Wissenschaftler sitzen in diesen Tagen Seite an Seite zusammen mit anderen renommierten Forschern aus aller Welt in der Akademie der Wissenschaften in den Vatikanischen Gärten. Gemeinsam suchen sie nach Antworten auf die Frage, wie Wissenschaft und Technik zum Ausgangspunkt eines nachhaltigen Fortschrittes für Mensch und Umwelt werden können, der im Dienst der zukünftigen Generationen steht – das ist das Thema des Gedankenaustauschs im Vatikan, der noch bis Dienstag läuft.

Die katholische Soziallehre habe wesentlich zu einer ethischen Grundlegung der Wissenschaft beigetragen, ist Zichichi überzeugt, der hier als Beispiel den Verdienst des polnischen Papstes hervorhebt: „Alle verwechseln die Wissenschaft mit der Technik. Wem schulden wir Wissenschaftler tiefe Anerkennung für eine klare Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Technik? Papst Johannes Paul II., der sagte, dass der Gebrauch der Technik nicht mehr Wissenschaft ist: es ist Technik. Und Technik kann für oder gegen etwas genutzt werden.“

Technik also im Dienste einer ethisch geleiteten Wissenschaft: Inspiration ziehen die Teilnehmer der aktuellen Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften u.a. aus der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus. Im Detail sollen auf der Tagung weiter Fragen der Energieversorgung und der Ernährung behandelt werden. Auch Kosmologie ist ein Thema, und zwar mit Blick auf das Werk des vor 50 Jahren verstorbenen belgischen Priesters und Astronomen Georges Lemaître.

(rv 27.11.2016 pr)








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