2016-11-24 14:11:00

Zentralafrikanische Republik: UNO könnte effektiver sein


Es ist immer noch ein Krisenland, und dennoch hat die Zentralafrikanische Republik seit dem Papstbesuch vor gut einem Jahr einige Schritte voran getan. Das berichtet Pater Aurelio Gazzera von den Unbeschuhten Karmeliten im Interview mit Radio Vatikan. Der Missionar wirkt seit 25 Jahren in dem afrikanischen Staat, in dem Franziskus vor Beginn des Heiligen Jahres die erste Heilige Pforte aufstieß.

„Seit der Papst da war, hat sich die Situation verändert. Es sind nicht alle Probleme gelöst – drei Viertel des Landes sind noch in den Händen der Rebellen und die Regierung hat Mühe, mit dieser Situation umzugehen. Es sind viele Blauhelme im Land, und auch die haben Mühe. Aber: Man spricht mehr darüber und begreift die Lage als nicht hinnehmbar, während man sie vorher entschuldigt hat.“ Inzwischen sei fast allen klar geworden, dass man „ohne Dialog nicht weitermachen“ könne, so der Ordensmann.

Eine Übergangsregierung bemühte sich seit 2014 zusammen mit ONU- Friedenstruppen um eine Befriedung der Zentralafrikanischen Republik. Die Folgen des Bürgerkrieges zwischen mehrheitlich muslimischen Rebellen aus dem Norden und Christlichen Milizen sind nach wie vor greifbar: Knapp eine Million Flüchtlinge gibt es, und immer wieder flammt neue Gewalt auf. Diese Zwischenfälle seien aber von kürzerer Dauer als im Vergleich zu den vergangenen Jahren, beobachtet Pater Gazzera: „Zum Beispiel in Kaga Bandoro, wo das Flüchtlingscamp angegriffen wurde und der Sitz des Bischofs geplündert wurde, leider unter den Augen der Vereinten Nationen, die nichts getan haben, um das zu verhindern und zu stoppen.“

Nachdem im Februar diesen Jahres - drei Jahre nach dem Bürgerkrieg - die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Land weitgehend friedlich über die Bühne gingen, schien ein Weg der Normalisierung eingeschlagen. „Die Wahlen waren weder desaströs noch herausragend“, kommentiert Pater Gazzera im Interview mit Radio Vatikan den Schritt. Er traut der neuen politischen Klasse nicht wirklich über den Weg: „Jenseits der Wahlen gibt es die große Aufgabe, die politische Klasse zu evangelisieren, damit sie lernt, die Menschen und deren Willen zu respektieren und tatsächlich dafür zu arbeiten.“

Der Missionar sprach in den letzten Tagen bei EU-Behörden in Brüssel vor. Europas Einsatz für Zentralafrika sei löblich, so der Kirchenmann. Anders sehe das mit den Maßnahmen der Vereinten Nationen aus: „Das Problem ist, dass die UNO viel im Land investiert, das Ergebnis aber sehr sehr schlecht ist.“ So hätten sich die Blauhelme in diesen Tagen etwa aus der Stadt Bozoum, die 400 Kilometer von der Hauptstadt Bangui liegt, zurückgezogen, obwohl die Region nach wie vor von Rebellen unsicher gemacht werde: „Sich in so einer Situation zurückzuziehen ist nicht sehr intelligent, vor allem, weil der Abzug auch nicht vorbereitet wurde. Sie gingen weg und informierten danach erst die Bevölkerung. Auch der Austausch mit den Truppen ist schwer, sie wechseln oft, kenn das Territorium nicht gut und einige von ihnen sprechen nicht einmal Französisch. Ohne Zweifel könnte man hier mehr tun und besser agieren, was die Präsenz, den Schutz der Zivilbevölkerung, den Dialog mit der Regierung betrifft.“

So sei etwa mehr Druck auf die Regierung nötig, damit diese sich auch tatsächlich um das Wohl der Bevölkerung bemühe, so Pater Gazzera: „Von Entwaffnung (der Konfliktparteien, Anm. d. Red.) spricht man seit drei Jahren, die Schulen sind immer noch in desaströsem Zustand, die Gesundheitsversorgung ebenfalls. Die Vereinten Nationen könnte hier eine viel energischere Rolle spielen.“

(rv 24.11.2016 pr)








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