2016-11-22 11:06:00

Syrien: Aleppo vor dem Aus


Das syrische Regime holt zum entscheidenden Schlag gegen Aleppo aus: Einige Experten glauben, dass der belagerte Ostteil der Stadt bald aufgeben wird. Die sogenannte internationale Gemeinschaft sieht der Offensive, in der vor allem russische Luftangriffe eine große Rolle spielen, zu: ohnmächtig, tatenlos.

In Ost-Aleppo sind seit Juli 250.000 Menschen eingeschlossen. Die UNO rechnet mit 200.000 Menschen, die bis Weihnachten aus der Region flüchten werden, und spricht von einer „neuen humanitären Katastrophe“. Hilfstransporte werden nicht in das eingeschlossene Gebiet durchgelassen.

„Die Lage ist sehr komplex“, sagt Andrea Iacomini, ein Unicef-Sprecher, „es ist für unsere mobilen Teams und Mitarbeiter schon schwierig genug, Aleppo zu erreichen – vom Ostteil ganz zu schweigen, der ist seit Wochen nicht zugänglich. Dabei brauchen die Kinder dort einfach alles – sie leben in ausgesprochen prekären hygienisch-sanitären Bedingungen, es gibt auch schon Fälle akuter Unterernährung.“

Die UNO-Schätzung mit den 200.000 Flüchtlingen bis Weihnachten – siehe oben – kommmt Iacomini noch „optimistisch“ vor. „Die Zahlen könnten höher liegen und würden die Zone an der Grenze zur Türkei betreffen, die auch schon ziemlich riskant ist. Man bräuchte dringend klar vereinbarte Flucht-Korridore, an denen es nicht überall neue Checkpoints gibt – und vor allem über die Kinder machen wir uns Sorgen. Wie wird es ihnen gehen auf dieser Reise oder Flucht, die sie über sich ergehen lassen müssen?“

Der Unicef-Sprecher erinnert daran, dass die Gesundheitsversorgung in Aleppo-Ost vor ein paar Tagen komplett zusammengebrochen ist. In der ganzen belagerten Zone gibt es keinen funktionierenden Operationssaal mehr. „Wir haben da schlimme Bilder gesehen, von Kindern, die nach den Bombardements auf die Gesundheitseinrichtungen gestorben sind. Die Ärzte holen die Kinder aus dem Brutkasten, aus den Betten und tragen sie nach draußen ins Freie... Das ist wirklich ein Krieg, der kein Erbarmen kennt. Die bombardieren in Syrien ja sogar Hilfstransporte! Oder Schulen, genau bei Schulschluss, wenn die Glocke klingelt! Wir bitten dringend darum, dass man humanitäre Korridore einrichtet, damit wenigstens die Familien Aleppo-Ost verlassen können.“

(rv 22.11.2016 sk)








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