2016-11-17 14:31:00

Papst an Unternehmer: Handelt gerecht


Die unternehmerische Tätigkeit ist mannigfaltigen Risiken ausgesetzt, kann aber auch eine Übung in Barmherzigkeit sein. Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag zu den Teilnehmern einer Internationalen Konferenz der Katholischen Unternehmerverbände UNIAPAC. Sie findet an diesem Donnerstag und Freitag auf Einladung des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden im Vatikan statt.

Insbesondere drei seien die Risiken, die er mit ihnen erörtern wolle, sagte Papst Franziskus den versammelten Unternehmern: „Das Risiko, Geld auf gute Weise zu verwenden, das Risiko der Ehrlichkeit und das Risiko der Geschwisterlichkeit. Zunächst einmal das Risiko, Geld gut zu verwenden. Von Unternehmen zu sprechen, verbindet uns sofort mit einem der schwierigsten Themen in der moralischen Wahrnehmung: dem Geld. Ich habe schon mehrfach, die Heiligen Väter zitierend, gesagt, dass das ,Geld der Mist des Teufels´ ist.“ Doch, so setzte Papst Franziskus gleich anschließend seine Worte in Beziehung zur Katholischen Soziallehre und zur gängigen Interpretation der Bibelworte durch seine Vorgänger: Geld an sich sei keineswegs schlecht, sofern es dem Nächsten diene. „Das ist ein Schlüsselprinzip: Das Geld muss dienen, nicht herrschen. Das Geld ist nur ein technisches Instrument der Geschäftsvermittlung, des Vergleichs von Werten und Rechten, der Erfüllung von Verpflichtungen und zum Sparen. Wie eine jede Technik, hat Geld keinen neutralen Wert, sondern erhält seinen Wert je nach dem Zweck und den Umständen, in denen man es nutzt.“

Risiko, Geld auf gute Weise zu verwenden

Das gelte auch für Unternehmen: Diese dürften ihren Daseinszweck nicht darin sehen, Geld zu verdienen. Vielmehr bestünden auch sie, um zu dienen. Eine Wiederbesinnung auf diese soziale Bedeutung von Unternehmen beinhalte Risiken und einen gewissen Verdienstausfall, zeigte sich der Papst realistisch. Eine Schlüsselrolle spiele die Logik des Kreditsystems, das demjenigen, der mehr habe, günstigere Konditionen einräume als denen, die nichts hätten – ja, ihnen teils gar keine Kredite zur Verfügung stelle und diese somit in die Arme von Wucherern treibe. Es sei nötig, dass auch armen Menschen Kredite zu fairen Zinsen zur Verfügung stünden, appellierte er an die Unternehmer. Dies gelte auch in einem größeren Maßstab, für zwischenstaatliche Beziehungen, wenn kleine Länder erdrückende Schuldenlasten nicht mehr bedienen können. Eine Verbesserung dieser Situation sei dringend nötig und auch möglich, erfordere aber ein gewisses Maß an Verzicht und ein vorsichtiges Eingreifen des Staates, der „gewisse Gemeingüter“ bewahren müsse.

Risiko der Ehrlichkeit

Das zweite Risiko sei das Risiko der Ehrlichkeit, fuhr der Papst in seiner auf Spanisch gehaltenen Ansprache fort. Die Korruption sei die schlimmste soziale Plage, griff er ein oftmals von ihm  gegeißeltes Übel auf: „Sie ist die Lüge, den persönlichen Profit unter dem Deckmantel des Dienstes an der Gemeinschaft anzustreben. Sie ist die Zerstörung des sozialen Gefüges unter dem Deckmantel der Rechtmäßigkeit. Die Korruption ist ein Betrug an der Demokratie und öffnet andren schrecklichen Übeln Tür und Tor, so wie den Drogen, der Prostitution und dem Menschenhandel, der Sklaverei, dem Organhandel, dem Waffenhandel und so weiter. Korruption bedeutet, Teufelsjünger zu werden, des Vaters der Lüge.“

Auch die Kirche sei vor Korruption nicht gefeit, bedauerte der Papst. Er verstehe die Versuchungen, denen die Unternehmer im Zusammenhang mit der Korruption ausgesetzt seien. Doch jedweder Versuch aktiver oder passiver Korruption, so stellte er klar, sei bereits ein Schritt zur Vergötzung des Geldes.

Risiko der Geschwisterlichkeit

Und schließlich das dritte eingangs angesprochene Risiko der Geschwisterlichkeit. Schlicht und ergreifend der Tatsache geschuldet, dass alle Menschen Geschwister seien, sei dem einzelnen etwas geschuldet, das nicht mit Geld zu bemessen sei, das von Benedikt XVI. so bezeichnete Prinzip der Unentgeltlichkeit als Ausdruck der Brüderlichkeit. Auch das Unternehmertum müsse dieses Prinzip verinnerlichen, so die Forderung des Papstes an die Versammelten: Respekt für die Mitarbeiter, aber auch für die Gemeinschaft, innerhalb derer operiert werde sei vonnöten. Dies gelte auch für die Flüchtlingsströme, mit denen Regierungen und kirchliche Hilfseinrichtungen sich in jüngster Zeit auf besonders dramatische Weise konfrontiert sähen. Dabei sei die Hilfe aller vonnöten, so der Appell: “Auf der einen Seite, versucht, die Regierungen davon zu überzeugen, von Kriegshandlungen abzusehen. Wie man in Unternehmerkreisen sagt, ein schlechte Übereinkunft ist immer noch besser als ein guter Streite´. Auf der anderen Seite, arbeitet mit daran, würdige Verdienstmöglichkeiten, die stabil und ertragreich sind, zu schaffen. Dies sowohl in den Herkunftsländern als auch in den Zielländern, und in letzteren sowohl für die Migranten als auch für die lokale Bevölkerung. Es ist nötig, dazu beizutragen, dass die Immigration ein wichtiger Entwicklungsfaktor bleiben kann.

Ein Großteil der Anwesenden, ihn eingeschlossen, stamme aus Migrantenfamilien, betonte der Papst abschließend. Ihnen sei es möglich gewesen, zu Wohlstand zu kommen und zum Wohlstand des Landes beizutragen, das sie aufgenommen hatte, weil die Gesellschaft dazu bereit war, mit ihnen zu teilen. Dieser Geist, der christlichen Ursprungs sei, gelte es zu bewahren und in die unternehmerische Tätigkeit zu übersetzen, so der abschließende Appel des Papstes.

(rv 17.11.2016 cs)








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