2016-11-17 12:46:00

Papst an Katholikos: Wir ersehnen die volle Einheit


Für ein sofortiges Ende der „schrecklichen Gewalt” insbesondere in Irak und Syrien, die durch „nichts zu rechtfertigen“ sei, hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag erneut appelliert. Er äußerte sich bei einem Treffen mit dem assyrischen Katholikos Mar Gewargis III. im Vatikan. Es seien vor allem, aber nicht nur, Christen, die in den Konfliktgebieten „täglichen Leiden“ ausgesetzt seien, erinnerte der Papst bei seiner Ansprache vor dem Oberhaupt der Assyrischen Kirche des Ostens, der erst im vergangenen Jahr im irakischen Erbil inthronisiert worden war. Er bete für die „volle Einheit“ zwischen der katholischen und der assyrischen Kirche, so Papst Franziskus weiter im Gedenken an die „Gemeinsame Christologische Erklärung“, die der heilige Johannes Paul II. gemeinsam mit dem damaligen Patriarchen Mar Dinkha IV. unterzeichnet hatte.

Vor der öffentlichen Begegnung hatten der Papst und der Patriarch sich zu einer persönlichen Unterhaltung zurück gezogen. Anschließend an einen gemeinsamen Moment der Andacht in der Kapelle Redemptoris Mater dann die Ansprache, in der der Papst auch an den Blutzoll erinnerte, den viele Christen gerade in Syrien und im Irak „täglich“ bezahlten. Er sei „fassungslos“ über das, was in diesen Ländern geschehe, so Franziskus.

„Dort werden hunderttausende von unschuldigen Kindern, Frauen und Männern von der schrecklichen Gewalt der blutigen Konflikte überspült, die durch nichts gerechtfertigt oder erlaubt werden können. Dort sind unsere christlichen Brüder und Schwestern sowie viele religiöse und ethnische Minderheiten leider daran gewöhnt, täglich unter großen Prüfungen zu leiden.“

„Täglich“, so fuhr der Papst fort, sehe man Christen, die den Weg des Kreuzes gingen und mit „Sanftmut“ den Spuren Jesu folgten. „Diese Brüder und Schwestern sind Vorbilder, die uns bei jeder Gelegenheit dazu auffordern, mit dem Herrn zu bleiben, sein Kreuz zu umarmen und in seine Liebe zu vertrauen.“ Sie zeigten uns, dass im Zentrum unseres Glaubens stets die Anwesenheit des Herrn stünde, würdigte Franziskus die „Märtyrer von heute“. „Das lernen wir von den Märtyrern und von denen, die heute noch, auch um den Preis ihres Lebens, dem Herrn treu bleiben und mit ihm das Böse mit dem Guten besiegen. Wir sind diesen Brüdern und Schwestern dankbar, die uns antreiben, dem Weg Jesu zu folgen um die Feindschaft zu besiegen.“ Der gemeinsame Blutzoll sei der Samen, erinnerte Papst Franziskus zum wiederholten Mal, aus dem die Einheit der Christen sprießen könne.

Dies führte den Papst zu einem Gedanken an die „festen geschwisterlichen Bande”, die zwischen der katholischen und der assyrischen Kirche des Ostens bestünden und durch den aktuellen Besuch des Patriarchen „weiter verfestigt“ würden. 1994 sei ein historischer Durchbruch in den ökumenischen Beziehungen erreicht worden, würdigte der Papst die Gemeinsame Christologische Erklärung, die es uns ermögliche, so Franziskus, „den gemeinsamen Glauben in das Geheimnis der Fleischwerdung“ zu leben und den Weg zur „vollen Einheit“ zu beschreiten. Franziskus betonte ausdrücklich den Willen der katholischen Kirche, den Dialog auf diesem Weg weiter zu verstärken, „zum Besten unserer Gemeinschaften, die schon oftmals in engem Kontakt miteinander leben.“ Er wünsche sich, dass die gemeinsame Kommission für den theologischen Dialog es letztlich ermöglichen werde, den „sehnlichst erwarteten Tag“ herbeizuführen, an dem der gemeinsame Gottesdienst als Zeichen der Wiedererlangung der vollen kirchlichen Einheit möglich sein werde.

Ein bewährtes Rezept auf dem Weg dahin: Der gemeinsame Dienst am Nächsten, griff Franziskus wiederum einen gern von ihm gebrauchten Gedanken auf. Am Ende der Ansprache dann die Einladung, sich verstärkt auf die gemeinsamen Wurzeln zu besinnen, die in der „Urkirche“ und in der gemeinsamen Geschichte der Evangelisierung Roms und Mesopotamiens lägen.

Im Anschluss an das Treffen mit dem Papst hatte der Katholikos noch das Petrusgrab aufgesucht. Auch ein Besuch bei Einheitsrat stand auf dem Programm. Mit seiner Weihe zum Katholikos der assyrischen Kirche des Ostens hatte Mar Gewargis III. auch bestimmt, dass der Sitz der Kirche wieder aus dem Chicagoer Exil nach Erbil verlegt werden solle, trotz der immer dünneren Präsenz der Gläubigen, die in der Vergangenheit, aber insbesondere auch aktuell zunehmender Verfolgung ausgesetzt sind. 

(rv 17.11.2016 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.