2016-11-16 10:55:00

Generalaudienz zur Barmherzigkeit: Ertragen, ermahnen, lehren


Geduldig die Lästigen ertragen: Auch das ist ein Werk der Barmherzigkeit. Papst Franziskus machte es an diesem Mittwoch bei seiner letzten Generalaudienz während des Heiligen Jahres zum Thema. „Wir sind alle sehr gut darin, zu erkennen, was uns belästigt“, so der Papst. „Das passiert immer dann, wenn wir jemandem auf der Straße begegnen oder einen Telefonanruf bekommen … Sofort denken wir ‚Wie lange muss ich dem Klagen, dem Geschwätz, den Bitten oder der Prahlerei dieses Menschen zuhören?’ Das passiert auch, wenn die uns lästigen Menschen nahe sind: In der Verwandtschaft gibt es immer jemanden, auch am Arbeitsplatz gibt es sie immer, nicht mal in der Freizeit sind wir ohne.“ Was sollen wir tun, fragte der Papst rhetorisch. Warum gehöre das geduldige Ertragen zu den Werken der Barmherzigkeit?

Die Bibel berichte oft von Gottes Geduld. Der Papst wies auf das Ertragen des Volkes im Buch Exodus hin. „Das Volk war wirklich unerträglich: erst weint es, weil es Sklave in Ägypten ist, und Gott befreit es; dann klagt es in der Wüste, weil es nichts zu essen hat, und Gott schickt das Manna, aber trotzdem klagt es weiter. Gott hatte aber Geduld und hat deswegen Moses und das Volk auch diese wesentliche Dimension des Glaubens gelehrt.“

Das verlesene Bibelstück zur Katechese stammte aus dem Lukasevangelium, die berühmte Stelle vom Splitter im Auge des Nächsten und Balken im eigenen Auge. „Da kommt spontan die Frage, ob wir selber überhaupt unser Gewissen befragen, um zu sehen, ob wir selber nicht auch anderen zu Last fallen. Es ist einfach, mit dem Finger auf die Schwächen und Fehler anderer zu zeigen, aber wir müssen lernen, uns in die Lage der anderen zu versetzen.“

Zwei weitere Werke

Dieselbe Geduld könne man auch bei Jesus sehen, mit den Jüngern, mit der Mutter von Jakobus und Johannes, die „Lobbyarbeit für ihre Söhne“ gemacht habe. An dieser Stelle führte der Papst zwei weitere Werke der Barmherzigkeit an, die in der Episode um die Zebedäus-Söhne sichtbar würden: die Sünder ermahnen und die Unwissenden belehren, beides sei notwendig, damit Menschen im Glauben und in ihrem Leben wachsen könnten. „Menschen auf dem Weg der Suche nach dem Wesentlichen zu begleiten ist wichtig“, betonte der Papst. „Oft begegnen wir Menschen, die sich bei Oberflächlichem aufhalten, bei Nebensächlichem und Banalem. Oft liegt das daran, dass sie noch niemanden gefunden haben, der ihnen geholfen hat, etwas anderes zu suchen und die wirklichen Schätze zu würdigen.“

Besonders heute, da es keine gemeinsame Orientierung zu geben scheine, seien diese Werke wesentlich, fügte Papst Franziskus an. „Lehren, wie man entdecken kann, was der Herr von uns will und wie wir darauf antworten können bedeutet, sich auf den Weg des Wachsens der eigenen Berufung zu begeben. Die Notwendigkeit zu raten, zu ermahnen und zu lehren darf aber nicht dazu führen, dass wir uns besser als die anderen fühlen, sondern zwingt uns dazu, bei uns selber zu schauen um sicher zu gehen, dass wir das erfüllen, was wir von den anderen erwarten“, führte der Papst seinen Gedanken zurück zum Beginn der Katechese.

(rv 16.11.2016 ord)








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