2016-11-16 12:29:00

Brasilien: Wenn die Pfarrei nur per Boot erreichbar ist


Früher hat es kaum jemanden interessiert, was im brasilianischen Amazonasgebiet so vor sich ging. Aber das hat sich geändert: Wie nie zuvor blickt die Welt auf den Regenwald am Amazonas. Grund ist der Klimawandel: „Wenn Amazonien weiterhin so abgeholzt wird, dann hat das einen Einfluss! Amazonien hat eine klimaregulierende Funktion für den ganzen Planeten Erde.“

Das sagt Dom Erwin Kräutler – der Vorarlberger, der von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu war. Die flächenmäßig größte Diözese Brasiliens liegt mitten im Amazonasgebiet. Kräutler nimmt in diesen Tagen an einem Treffen der Bischöfe des brasilianischen Amazonasgebiets in der Nähe von Belém do Pará teil. Eines der Themen: eben der Klimawandel. „Wir Bischöfe wollen hierzu Stellung nehmen, gerade auch mit Blick auf die Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus.“ Diesen Papst-Text wollen die Bischöfe ganz konkret „auf unsere Makroregion anwenden“, sagt Kräutler – oder „Dom Erwin“, wie man ihn in Brasilien nennt – im Gespräch mit Radio Vatikan.  

Und die anderen Themen? „Eine große Frage für uns ist nach wie vor der eklatante Priestermangel. Und dass wir in vielen Gemeinden nur drei- bis viermal im Jahr eine Eucharistiefeier haben: Laut Statistik betrifft das siebzig Prozent unserer Gemeinden.“ Brasiliens Amazonasgebiet, das sind 300.000 Quadratkilometer mit viel Wald, aber wenig Straßen. Die meisten Pfarreien sind nur zeitraubend per Boot zu erreichen, Priester gibt es nur ein paar Dutzend.

„Und das ist für uns eine Herausforderung: Wie können wir für unsere Gemeinden den Tisch des Herrn decken?“ Kräutler hat diese Frage vor zwei Jahren dem Papst gestellt, und Franziskus ermunterte darauf die Bischöfe, Vorschläge zu machen. Auch darüber beraten die Hirten jetzt.

Mit diesem Thema hängt ein anderes eng zusammen: die Frage der katholischen Laien, die den Gemeinden angesichts des Priestermangels vorstehen sollen. „Die die Gemeinde leiten und führen, das ganze Jahr hindurch, und Verantwortung für diese Gemeinde übernehmen. Was können wir gemeinsam tun, damit diese Leute die nötige Ausbildung erhalten? Das muss auch überdiözesan geregelt werden.“

Dass die Bischöfe vom Amazonas sich zusammensetzen, hat in Brasilien schon Tradition. „Die Bischöfe von Amazonien haben sich schon versammelt, bevor es überhaupt die Brasilianische Bischofskonferenz gegeben hat! Das erste Mal kamen die Bischöfe im Juni 1952 zusammen, und die Bischofskonferenz wurde dann erst im Oktober desselben Jahres gegründet.“ Warum genau diese Treffen? Kräutler hat darauf eine ganz kurze Antwort: „Weil wir einen gemeinsamen Weg gehen wollen.“

(rv 16.11.2016 sk)








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