2016-11-15 09:54:00

Heilige Pforte in Bangui soll offenbleiben


Am letzten Sonntag sind alle Heiligen Pforten weltweit, mit Ausnahme der des Petersdoms, feierlich geschlossen worden. Wirklich alle? Nicht ganz. Eine Heilige Pforte in Afrika bleibt offen. Es ist die von Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.

Mit dieser Heiligen Pforte hat es etwas Irreguläres auf sich: Der Papst hatte sie letztes Jahr selbst, noch vor dem offiziellen Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, aufgestoßen. Jetzt gab es zwar eine Schließungs-Zeremonie auch in Bangui, am letzten Sonntag. Doch dabei erklärte der Erzbischof der Stadt, dass die Pforte auch künftig offenstehen werde, als Symbol für die göttliche Barmherzigkeit.

„Es war eine einmalige Emotion“, berichtet uns der Pfarrer der Kathedrale, Mathieu Bondobo, den wir von Rom aus angerufen haben. „Wir haben den Heiligen Vater am 29. November des letzten Jahres bei uns gehabt und die Öffnung der ersten Heiligen Pforte miterlebt, ein einmaliges geistliches Ereignis in der Kirchengeschichte. Und bei der Schlussfeier des Heiligen Jahres haben wir am Sonntag die ganze Emotion von damals, als der Papst bei uns war, neu erlebt. Alle Pfarreien der Stadt, alle Pfarreien des Erzbistums waren da. Wir haben auch unsere muslimischen und protestantischen Geschwister eingeladen. Der Heilige Vater hat uns bei seinem Besuch in Bangui die Straße der Barmherzigkeit als Weg zum Frieden in diesem Land, das seit vielen Jahren leidet, vorgegeben.“

Klingt nach Floskeln. Es sind aber keine. Zentralafrika ist ausgerechnet im März 2013, als Jorge Bergoglio zum Papst gewählt wurde, in Unsicherheit und bürgerkriegsähnliche Zustände abgerutscht, mit Massakern und Massenfluchten. Das Misstrauen zwischen Christen und Muslimen ist seither tief. Franziskus hat versucht, es aufzubrechen, mit unsicherem Erfolg. Immerhin, auch der Imam war am Sonntag in die Kathedrale von Bangui gekommen.

„Alle Religionsführer – der Imam, der Pastor, die Kirche von Bangui – haben sich eingesetzt, um dieses gemeinsame Zeugnis zu geben, dass das, was in Zentralafrika passiert, kein Religionskrieg ist. Das Problem liegt woanders! Der interreligiöse Dialog und die ökumenische Arbeit sind sehr wichtig für Zentralafrika.“

Dieudonné Nzapalainga heißt der Erzbischof von Bangui. Er wurde in den letzten Jahren vor allem dadurch bekannt, dass er zusammen mit einer muslimischen Respektperson, dem Imam Oumar Kobine Layama, im Land herumreiste, mit Rebellen verhandelte, die Freilassung von Geiseln erwirkte, Flüchtlinge in Kirchenräumen aufnahm. Für ihr Engagement bekamen beide letztes Jahr den Aachener Friedenspreis, und der Papst wird den mutigen Erzbischof in ein paar Tagen in Rom ins Kardinalskollegium aufnehmen.

Bangui sei an diesem Tag „die spirituelle Hauptstadt der Welt“, hatte Franziskus bei seinem Besuch in Bangui Ende November 2015 erklärt. Das sind Worte, die die Christen im Land bis heute beschäftigen. „Das ist einer der Sätze des Heiligen Vaters, den sich die Menschen in Zentralafrika immer wiederholen. Ein starker Satz: Da spricht Petrus. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und eine Herausforderung für uns: Was haben wir denn getan, um so einen Satz zu verdienen? Nichts. Wir haben nichts getan. Wir haben vor Gott keinerlei Verdienste. Aber dieser Satz sagt, dass jeder von uns in Bangui auf seine Weise versuchen sollte, entsprechend zu leben, damit der Satz Wirklichkeit wird.“

Die Zentralafrikanische Republik ist nach allen Statistiken einer der ärmsten, am wenigsten entwickelten und am weitesten von einer Demokratie entfernten Staaten der Welt. Gewaltsame Umstürze waren seit der Unabhängigkeit des Landes nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Der Konflikt, der 2013 losgebrochen war, ist nur scheinbar eingedämmt, die staatlichen Strukturen sind kaum noch vorhanden, die Aussichten auf wirklichen Frieden sind düster. Da klammern sich die Menschen im Land an alles, was irgendwie Hoffnung verspricht. Zum Beispiel die offenstehende, offen bleibende Heilige Pforte in Bangui.

„Die Welle des Heiligen Jahres wird etwas sehr Positives für dieses Land bedeuten“, hofft der Pfarrer. „Am Donnerstag findet eine internationale Geberkonferenz in Brüssel statt, auf der über finanzielle Hilfen und den Frieden in Zentralafrika gesprochen wird... All das opfern wir dem Herrn auf. Alle Menschen im Land beten um Frieden, schreien nach Frieden. Jeder sucht den Weg zum Frieden, und ich glaube, mit dieser Gnade des Heiligen Jahres wird das möglich.“

(rv 15.11.2016 sk) 








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